Eine Frau hält ihren Sohn im Arm

Work-Life-Balance als Herausforderung

Millennial-Frauen sind mit dem Versprechen aufgewachsen, sowohl eine erfüllende Karriere als auch Zeit mit der eigenen Familie zu haben.
Aber im echten Leben diese utopische „Work-Life-Balance“ zu erreichen, ist eine richtige Herausforderung.

Wir haben arbeitende Mütter gefragt, wie sie dennoch präsent bleiben, wie sie mit Schuldgefühlen umgehen, welche Tipps sie haben und ihre Antworten hier abgedruckt.

Cornelia (29)
Selbstständig und Mutter von Vito (2)

„Was ich als Mutter schnell herausfinden durfte, war, dass jeder Termin zuerst mit der Familie oder dem Partner abgesprochen werden muss. Ansonst muss der Kleine mit. Schwierigkeiten bei der Work-Life-Balance hatte ich schon vor der Geburt meines Sohnes. Jetzt mit Kind versuche ich ihm zuliebe bewusster zu leben. Handy weg, Netflix aus und die Zeit mit ihm vollkommen genießen.

Schuldgefühle habe ich immer wieder, aber dann rufe ich mir ins Bewusstsein, dass ich mein Bestes gebe. Manchmal einfach Pizza essen und Spritzer trinken mit meinen Freundinnen und Freunden sind wichtig und sehe ich als schönen Ausgleich zur Arbeit und zum Kind.

Was ich anderen Müttern raten würde: Hilfe annehmen! Man sagt ja: Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen. Mein Life-Hack: Einen Tag in der Woche legen wir einen bewussten „Pause-Tag“ ein. Das bedeutet: kein Kindergarten, keine Termine (wenn irgendwie möglich). Wir gehen dann ins Museum, spielen im Wald und genießen die Mama-Sohn-Zeit.

Ich bin froh, in einer Zeit zu leben, in der ich eine fürsorgliche Mutter und selbstständige Unternehmerin sein kann.“


„Meine Work-Life-Balance funktioniert deshalb so gut, weil ich mich nicht mehr durch meinen Beruf verwirklichen möchte.

Vom Job abschalten kann ich sehr gut. Das passiert gleich, nachdem ich das Büro verlasse. Da checke ich auch keine E-Mails oder kein Social Media. Nachdem ich aber in Teilzeit arbeite und weniger Verantwortung trage, fällt es mir wahrscheinlich auch leichter als anderen.

Time Management ist jedoch trotzdem die größte Herausforderung. Wenn das Kind krank ist oder es ihm nicht gut geht, dann steht das natürlich an erster Stelle und wirft alles andere über den Haufen.

Eine gute Tagesmutter bzw. Kinderbetreuung zu finden war für mich essenziell. Aber auch den Partner oder andere Vertrauenspersonen einspannen, hilft mir sehr. Das erlaubt es einem, den Kopf „frei“ für die Arbeit zu bekommen. 

Am Anfang hatte ich immer große Schuldgefühle, besonders weil das Kind beim Abschied viel geweint hat. Das klingt hart, aber man gewöhnt sich daran und weiß ja, dass das Kind nur kurz weint.

Wenn ich Fotos vom Kind zugeschickt bekomme, dann habe ich oft Schuldgefühle und wäre gern bei ihm. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier – das Kind gewöhnt sich daran, dass die Mutter arbeitet, aber auch die Mutter gewöhnt sich daran!“

Karo (33)
Teilzeitangestellte und Mutter von Momo (3)


Bruni (59)
Leitende Angestellte und Mutter von Andrea (33) und Lena (30) 

„Es hilft, schon vor der Geburt ein gutes, breit gefächertes Netzwerk aufzubauen, mit Großeltern, Freunden und Freundinnen, Nachbarn und Nachbarinnen. Diese können im Notfall einspringen.

Je älter die Kinder werden, desto mehr kommt alles wieder in die Balance. Die gute Nachricht: Wenn du glaubst, es geht nicht mehr, werden die Kinder selbstständiger.

Schuldgefühle sind immer dabei, bei jeder einzelnen Überstunde und jedem einzelnen Sondereinsatz. Auch wenn man den Job noch so sehr liebt, die Kinder haben immer Vorrang.

Was mir in puncto Schuldgefühlen geholfen hat, war, mit meinen Mädchen in Ruhe über meine Gefühle zu sprechen, wie sehr sie mir fehlen. Kinder sind schlau. Sie verstehen, warum Eltern arbeiten müssen. Diese Gespräche steigern auch ihr Verantwortungsbewusstsein.

Mein Leitsatz für Work-Life-Balance: Liebe macht stark. Wenn Kinder wissen, dass sie bedingungslos geliebt werden, brauchen sie die Eltern nicht ständig um sich. Stabile Abwechslung steigert die sozialen Fähigkeiten, macht Kinder flexibel und tolerant und erweitert ihren Horizont.

Mein Tipp: Arbeiten um zu leben und nicht leben um zu arbeiten. Das heißt nicht, dass nach Arbeitsschluss keine Telefonate mehr angenommen werden, das wird auch akzeptiert, denn das Leben ist kein Ponyhof. Aber allen ist bewusst: Meine Familie ist das Zentrum meines Universums.” 


„Meine Teilzeitanstellung gibt mir die richtige Balance zwischen Job und Kind. Der 20-Stunden-Job gibt mir genug Zeit, um im Beruf präsent zu sein und etwas zu bewirken. Die restliche Zeit zu Hause nutze ich für die Kinder und alles andere.

Als Mutter von zwei Töchtern sehe ich mich als Vorbild, dass Arbeiten ganz ‚normal‘ ist.

Die Arbeit betrachte ich ein wenig als Urlaub von den Kindern und die Zeit mit den Kindern als Erholung von der Arbeit.

Mein Life-Hack für eine gute Balance ist, wirklich Zeit exklusiv für die Kinder einzuplanen und auch exklusive Mama-Zeit zu reservieren. Bei mir ist das aktuell eine Stunde Sport in der Woche. Der Haushalt wird mit dem Vater geteilt – das funktioniert prima mit Handy-Apps und macht ‚unsichtbare‘ Arbeit sichtbar!“
 

Ulrike (34)
Teilzeitangestellte und Mutter von Clara (3) und Isabella (1,5)

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