Univ. Prof. Bettina Fuhrmann, Leiterin des Instituts für Wirtschaftspädagogik an der Wirtschaftsuniversität Wien, erklärt, warum und wann es wichtig ist, mit Kindern über Geld zu sprechen. Was man dabei beachten sollte und ob der Küchentisch der richtige Ort für das Gespräch ist, verrät sie im Interview.
Ab welchem Alter sollte man mit seinen Kindern über Geld sprechen?
Sobald man das Kind zum Einkaufen mitnimmt und es Interesse daran zeigt, was man kauft, kann man beginnen, über Geld zu sprechen. Einkaufsentscheidungen und die Planung, wie viel man bereit ist, für bestimmte Dinge auszugeben, gehören ja zu den ganz wesentlichen ökonomischen Entscheidungen, die jede und jeder zu treffen hat.
Der nächste gute Anlass, über Geld zu sprechen, ist das erste Taschengeld. Das beginnt meist im Volksschulalter mit ganz kleinen Beträgen. Hier ist dann zu klären, wofür das Taschengeld da ist, was man damit machen darf und dass man durchs Sparen höhere Beträge für spätere Anschaffungen zusammenbekommen kann.

Wie sollte man mit Kindern über Geld sprechen?
Als Familie am Küchentisch oder in den Alltag integrieren? Am besten beides. Dabei ist es wichtig, möglichst sachlich zu bleiben und Fakten zu erklären, beispielsweise welche Ausgaben ein Haushalt hat und in welcher Höhe diese ungefähr ausfallen werden. Emotionen, vor allem Ängste, auf Kinder zu übertragen, würden diese belasten.
Was ist dabei zu beachten?
Die richtige Dosis: Immer wieder, aber nicht unbedingt täglich, über Geld sprechen. Sich Zeit nehmen, die Fragen der Kinder ernst nehmen und nicht mit „Das verstehst du noch nicht!“ abwimmeln.
Wie erklärt man Kindern den Wert von Geld?
Wichtig ist: Geld ist nicht unbegrenzt vorhanden. Es kommt nicht einfach aus dem Bankomaten, so oft und so viel man will. Mit einem bestimmten Betrag Geld kann man eine bestimmte Menge an Produkten und Dienstleistungen kaufen. Sinkt diese Menge, weil die Produkte und Dienstleistungen teurer werden, dann sinkt der Wert des Geldes. Daher wird auf den Wert des Geldes geachtet, damit dieser Wertverlust nicht zu hoch wird.

Was sind gute Lernmomente in puncto Geld, die man in den Alltag integrieren kann?
Tägliche Einkäufe und auch große Anschaffungen, die man nicht jeden Tag tätigt, nach dem Motto „Was kostet die Welt?“. Aber auch das erste Konto, das Sparen, das erste Ferialpraktikum und das erste selbst verdiente Geld, verschiedene Zahlungsmethoden, erste größere Anschaffungen, die erste Wohnung,… das sind im Zeitablauf die wichtigsten Stationen, die man nutzen sollte, um mit den Kindern sorgfältig über Geld zu sprechen.
Was sind hilfreiche Tipps, um die richtige Sprache zu finden, wenn man das Thema Geld mit Kindern anspricht?
Kinder geben rasch Rückmeldung, ob sie etwas verstanden haben. Man muss nicht unbedingt Fachbegriffe verwenden, um Fakten und Zusammenhänge zu erklären. Wer früh beginnt, kann aber auch früher bestimmte Sachverhalte und Zusammenhänge erkennen und „beim Namen nennen“.
Zur Person:
Bettina Fuhrmann, Univ.Prof., Mag. Dr.
Bettina Fuhrmann ist seit 2016 Institutsvorständin des Instituts für Wirtschaftspädagogik an der Wirtschaftsuniversität Wien (WU). Ihre Arbeits- und Forschungsgebiete umfassen Wirtschaftsbildung mit dem Schwerpunkt Finanzbildung sowie Unterrichtsqualität und -evaluation und fachdidaktische Fragestellungen.
Bettina Fuhrmann ist Vertreterin der WU als Affiliate Member des OECD International Network on Financial Education (INFE), Mitherausgeberin und -autorin des International Handbook of Financial Literacy sowie Autorin einer Reihe von Publikationen zu Wirtschafts- und Finanzbildung in Österreich, vor allem bei Jugendlichen.