Erholung verschoben

Grafik Österreich BIP, Inflation und Arbeitslosenquote

  • Österreichs Wirtschaft kommt nicht vom Fleck
    Die österreichische Wirtschaft hat dank etwas Rückenwind für den Dienstleistungssektor im ersten Quartal aus der Rezession gefunden, doch das Tempo der Erholung war angesichts der anhaltenden Nachfrageschwäche in der Industrie und am Bau niedrig. Nach einem Plus um 0,2 Prozent zum Vorquartal zu Jahresbeginn konnte die heimische Wirtschaft im zweiten Quartal nicht mehr weiter zulegen und stagnierte. Unmittelbar sind keine Signale für eine Belebung erkennbar, die erhoffte Erholung verschiebt sich zumindest auf den Spätherbst. 
    Nach dem Rückgang des BIP im ersten Halbjahr um rund ein halbes Prozent im Vergleich zum Vorjahr ist auch im Gesamtjahr 2024 nicht mehr als eine Stagnation zu erwarten. Wir haben unsere BIP-Prognose von 0,3 auf 0,0 Prozent gesenkt. Für 2025 gehen wir weiter von einem BIP-Anstieg um 1,5 Prozent aus, neben dem Konsum auch gestützt auf die Investitionen. 
     
  • Arbeitslosigkeit steigt 2024, leichte Entspannung 2025
    Nachdem sich der Arbeitsmarkt im bisherigen Jahresverlauf sehr konjunkturresilient gezeigt hat, lassen sich mittlerweile die Folgen der anhaltenden Konjunkturschwäche an der steigenden Anzahl von Arbeitssuchenden in vielen Branchen ablesen. Nach 6,4 Prozent im Jahresdurchschnitt 2023 betrug die saisonbereinigte Arbeitslosenquote im Juli 2024 bereits 7,1 Prozent. Die Lage auf dem Arbeitsmarkt dürfte sich vor allem aufgrund der Schwäche in der Industrie und im Baugewerbe vorerst noch verschlechtern und erst gegen Jahresende stabilisieren. Wir erwarten eine Arbeitslosenquote von durchschnittlich 7,0 Prozent für 2024. Für 2025 bleiben wir optimistisch, dass ein Rückgang auf 6,9 Prozent durch die bessere Konjunktur ermöglicht werden wird.

  • Inflation geht vorerst kaum mehr zurück
    Die Inflation hat sich seit dem Jahresbeginn deutlich reduziert und betrug im Juli voraussichtlich nur 2,9 Prozent. Der Disinflationsprozess wird in der zweiten Jahreshälfte jedoch fast zum Erliegen kommen. Die Teuerung dürfte bis zum Jahresende rund um 3 Prozent schwanken. Wir gehen von einer Inflationsrate von nur noch 3,3 Prozent im Jahresdurchschnitt 2024 aus, da die schwache Konjunktur die Zweitrundeneffekte dämpft. Für 2025 erwarten wir weiter einen Rückgang der Teuerung in Österreich auf durchschnittlich 2,3 Prozent.
  • Zinssenkungszyklus hat begonnen
    Angesichts des starken Rückgangs der Inflation hat die EZB im Juni eine erste Senkung der Leitzinsen vorgenommen. In den kommenden Monaten dürfte sich sowohl die Gesamt- als auch die Kerninflation im Euroraum nicht nennenswert verlangsamen, daher wird die EZB einen nächsten Zinsschritt voraussichtlich erst im September setzen. Wir erwarten, dass die EZB eine Senkung der Zinssätze in einem Tempo von 25 Basispunkten pro Quartal fortsetzen wird, d.h. im September und im Dezember eine Verringerung vornimmt. Angesichts unserer Erwartung eines Rückgangs der Inflation im Euroraum 2025 auf unter 2 Prozent, gehen wir von einer weiteren Lockerung um 100 Basispunkte aus. Der Einlagenzinssatz dürfte Ende 2025 somit bei 2,25 Prozent liegen.

Österreich Aktuell (PDF)

Stand: August 2024.

Über Österreich Aktuell

Die Publikation „Österreich Aktuell“ beinhaltet aktuelle Prognosen für die österreichische Wirtschaft und für die wichtigsten Indikatoren die letztverfügbaren Daten, zum Teil auch in Grafiken. Die wichtigsten Indikatoren werden auch laufend kommentiert und ihre Auswirkung auf die Prognose der österreichischen Konjunktur analysiert.


Österreich im Fokus
Langsame Erholung der Konjunktur

  • Rückgang des BIP in Österreich 2023 um 0,8 Prozent – Seitwärtsbewegung der Konjunktur in erster Jahreshälfte 2024
    Die schwierigen globalen Rahmenbedingungen sowie die Folgen der hohen Teuerung sorgten 2023 für eine sehr gedämpfte Entwicklung der österreichischen Wirtschaft, die vom Frühjahr bis in den Herbst sogar in eine Rezession schlitterte, so dass sich im Gesamtjahr ein BIP-Rückgang um 0,8 Prozent ergab. Nur in sehr bescheidenen Tempo zeigt sich seit dem Spätherbst 2023 eine Verbesserung. Die bisherigen Wirtschafts- und Stimmungsindikatoren sprechen für die ersten Monate des Jahres 2024 jedoch nur von für eine weitgehende Seitwärtsbewegung der Konjunktur.
     
  • Erholung ab Mitte 2024 erwartet – Konsum und ab 2025 die Investitionen werden die Wirtschaft beleben

    Die schrittweise Verbesserung der Rahmenbedingungen sollte sich fortsetzen und ab der Jahresmitte eine Belebung der Konjunktur in Österreich ermöglichen, vorrangig gestützt auf den Konsum als Folge der gesunkenen Inflation. Zudem sollte die Trendwende im Lagerzyklus unterstützen. Aufgrund des zurückhaltenden Starts ins Jahr erwarten wir für 2024 jedoch nur ein schwaches Wirtschaftswachstum von 0,3 Prozent.

    Neben der anhaltenden Verbesserung des Konsums angesichts weiterer Reallohnzuwächse sollte im kommenden Jahr die schrittweise Belebung der Investitionen das Wirtschaftswachstum in Österreich stärken. Mit dem Rückenwind durch die weniger restriktive Geldpolitik sollte 2025 ein stärkerer Anstieg des BIP um bis zu 1,5 Prozent möglich sein.
     
  • Arbeitslosenquote stieg 2023 auf 6,4 Prozent –  Anhaltender leichter Aufwärtstrend zumindest bis Ende 2024
    Die schwächelnde Konjunktur hat sich mit etwas Verzögerung mittlerweile spürbar am Arbeitsmarkt niedergeschlagen. Im Jahresdurchschnitt 2023 stieg die Arbeitslosenquote auf 6,4 Prozent, nach 6,3 Prozent 2022. Aufgrund der anhaltenden Flaute der Konjunktur hat sich in den ersten Monaten 2024 die Lage am österreichischen Arbeitsmarkt weiter verschlechtert. Wir gehen für 2024 von einer durchschnittlichen Arbeitslosenquote von 6,8 Prozent aus. Erst rund um den Jahreswechsel ist mit einer Entspannung zur rechnen, die für 2025 eine Verringerung der Arbeitslosenquote auf 6,5 Prozent möglich machen sollte.
     
  • Energiepreisrückgang verlangsamte Inflation 2023 – Auslaufende Zweitrundeneffekte unterstützen weiteren Inflationsrückgang
    Nach dem starken Anstieg der Teuerung 2022 auf 8,6 Prozent im Jahresdurchschnitt verlangsamte sich der Preisauftrieb 2023 bedingt durch nachlassende Energie- und Rohstoffpreise. Nach einer Teuerung von 11,2 Prozent zu Jahresbeginn verringerte sich die Teuerung gegen Jahresende auf unter 6 Prozent. Im Jahresdurchschnitt sank die Teuerung damit jedoch relativ geringfügig gegenüber 2022 auf 7,8 Prozent (EU-Methode: 7,7 Prozent). Für 2024 gehen wir von einer Inflationsrate von 3,6 Prozent aus. Mit dem weiteren Abschwellen der Zweitrundeneffekte und voraussichtlich fehlender Störeffekte von den Energiepreisen sollte 2025 die durchschnittliche Teuerung auf 2,3 Prozent sinken. Damit wird die Inflation jedoch weiterhin höher als im Euroraum sein.
     
  • Zinssenkungen ab Mitte 2024 erwartet – Vorsichtige Lockerung der Geldpolitik im Euroraum sollte Einlagensatz bis auf 2,25 Prozent Ende 2025 senken
    Wir gehen davon aus, dass die Europäische Zentralbank ab Mitte 2024 einen vorsichtigen Zinssenkungszyklus in Richtung des neutralen Zinssatzes starten wird. Bis Ende 2024 dürften die Leitzinsen um 75 Basispunkte und 2025 um weitere 100 Basispunkte gesenkt werden, so dass sich der Einlagenzinssatz von aktuell 4,00 Prozent schrittweise auf 2,25 Prozent bis Ende 2025 verringern sollte.
     
  • Budgetdefizit sank 2023 auf 2,7 Prozent des BIP – Budget sollte auch 2024/25 knapp die Maastricht-Kriterien erfüllen können
    Der rückläufige Defizittrend seit dem pandemiebedingten Höhepunkt der Neuverschuldung von 8 Prozent des BIP im Jahr 2020 setzte sich 2023 mit einem Rückgang des Budgetdefizits auf 2,7 Prozent des BIP fort. Allerdings konnte damit erstmals seit 2019 die 3 Prozent-Maastricht-Grenze wieder eingehalten werden. Wir erwarten wir für 2024 und 2025 keine spürbare Verbesserung des Budgetsaldos und gehen von einem Defizit von rund 2,5 Prozent des BIP aus. Angesichts des weitgehenden Status Quo in der Haushaltspolitik werden die gesamtstaatlichen Schulden nur geringfügig von 77,8 Prozent des BIP im Jahr 2023 auf knapp unter 77 Prozent bis Ende 2025 sinken.
     
  • Zinsanstieg dämpfte Kreditnachfrage, schwache Konjunktur das Einlagenwachstum – Gegenwind wird nur langsam schwächerDie schwache Konjunktur führte in Kombination mit den höheren Zinsen 2023 zu einer deutlichen Verlangsamung des Kreditwachstums. Trotz der gestiegenen Zinsen entwickelten sich auch die Einlagen wenig dynamisch. Mit weiterhin ungünstigeren Finanzierungsbedingungen als in den Vorjahren, die sich erst ab der zweiten Jahreshälfte verbessern sollten, bleibt 2024 die Kreditnachfrage verhalten. Allerdings sollte im Verlauf des Jahres die Kreditnachfrage wieder leicht zunehmen, getrieben von etwas sinkenden Zinsen und einer schrittweisen Verbesserung der Konsum- und Investitionskonjunktur. Auch bei den Einlagen ist für 2024 nur mit einer schwachen Wachstumsdynamik zu rechnen.

Österreich im Fokus - Rückblick und Ausblick 2024/2025 (PDF)

Stand: April 2024.

 

Über Österreich im Fokus

"Österreich im Fokus" - Rückblick und Ausblick 2024/2025 bietet eine umfassende Analyse der Wirtschaftstrends in Österreich unter besonderer Berücksichtigung struktureller Gegebenheiten. Die Publikation gibt einen Überblick über das abgelaufene Jahr und bietet einen Ausblick auf die im laufenden Jahr und im Folgejahr zu erwartenden Entwicklungen. Über die aktuelle Konjunktursituation hinausgehend erfolgt eine wirtschaftliche Einschätzung des Standorts Österreich.

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