Veränderte Erwartungen!

Dass die Konjunkturerholung im Kern des Euroraums über den Sommer nicht vorangekommen ist, hatte sich bereits zu Sommerbeginn abgezeichnet. Die Stimmungsindikatoren der letzten Tage zeigen jedoch, dass auch für den Rest des Jahres 2024 mit wenig konjunktureller Dynamik zu rechnen ist. Diese Enttäuschung trifft vor allem Deutschland, leider aber auch Österreich. Für beide Länder mussten zuletzt die Prognosen für das Wachstum zurückgenommen werden, für Österreich erwarten wir für 2024 nun sogar ein Schrumpfen der Wirtschaft um ein halbes Prozent. Damit startet aber Österreichs Wirtschaft auch 2025 von einem niedrigeren Niveau aus, und so wird das nächste Jahr wohl eher ein Prozent Wachstum bringen als wie bisher erwartet eineinhalb Prozent. Als positive Nebenerscheinung dieser Entwicklung hat sich auch der Preisdruck verringert, die Inflationsrate ist auch in Österreich wieder unter zwei Prozent gesunken. Unternehmen können ihre gestiegenen Kosten nicht mehr so leicht an ihre Kund:innen weitergeben, und die globale Industrieschwäche ließ zuletzt auch die Energiepreise sinken. Auch wenn die Konjunktur nicht in allen Ländern des Euroraums so schlecht läuft wie in Österreich oder Deutschland: Die sinkende Inflation und die steigenden Konjunktursorgen haben wohl auch bei den Währungshüter:innen ein Umdenken ausgelöst. Dies ist an einzelnen Äußerungen der Zentralbank und vor allem an den Markterwartungen klar ersichtlich. 
In diesem Umfeld haben auch wir unsere Erwartungen hinsichtlich der weiteren Zinspolitik der EZB geändert, wir sehen nun eine gute Chance für noch zwei weitere Zinssenkungen im heurigen Jahr und Gleiches dann auch im ersten Quartal 2025. Damit könnten die kurzfristigen Zinsen schon in einem halben Jahr um rund einen Prozentpunkt tiefer liegen als derzeit, also bei zweieinhalb statt dreieinhalb Prozent. Zum Jahresende 2025 könnten die Zinsen im Euroraum dann bei rund zwei Prozent ankommen.
Sowohl was unsere Konjunkturaussichten als auch unsere Zinsprognose betrifft, bleiben die Unsicherheiten weiter hoch. Sie sind bei der Konjunktur nach unten gerichtet, bei den Zinsen könnte es dagegen etwas langsamer nach unten gehen als derzeit erwartet.

Stefan Bruckbauer, Chefökonom der Bank Austria

Stand: 4. Oktober 2024.

Stefan Bruckbauer, Chefökonom der Bank Austria

Stefan Bruckbauer

Folgen Sie Stefan Bruckbauer auf Twitter


Konjunkturprognosen und Wirtschaftsanalysen:

Rechtliche Informationen

Diese Publikation stellt weder eine Marketingmitteilung noch eine Finanzanalyse dar. Es handelt sich lediglich um Informationen über allgemeine Wirtschaftsdaten.
Die Publikation wurde nicht unter Einhaltung der Rechtsvorschriften zur Förderung der Unabhängigkeit von Finanzanalysen erstellt und unterliegt nicht dem Verbot des Handels im Anschluss an die Verbreitung von Finanzanalysen.
Diese Informationen sind nicht als Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Finanzinstrumenten oder als Aufforderung, ein solches Angebot zu stellen, zu verstehen. Diese Publikation dient lediglich der Information und ersetzt keinesfalls eine individuelle, auf die persönlichen Verhältnisse der Anlegerin bzw. des Anlegers (z. B. Risikobereitschaft, Kenntnisse und Erfahrungen, Anlageziele und finanziellen Verhältnisse) abgestimmte Beratung.
Wertentwicklungen in der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung zu. 
Die vorstehenden Inhalte enthalten kurzfristige Markteinschätzungen. Die Wertangaben und sonstigen Informationen haben wir aus Quellen bezogen, die wir für zuverlässig erachten. Unsere Informationen und Einschätzungen können sich ändern, ohne dass wir dies bekannt geben.

Das könnte Sie auch interessieren: