Ist es sinnvoll, was Trump tut?

Angesichts der Reaktion der Aktien-, der Anleihen- und der Währungsmärkte erscheint es offensichtlich, dass die derzeitige Wirtschaftspolitik der USA negative Folgen hat. Trotzdem gibt es immer wieder Stimmen – durchaus auch seriöse –, die meinen, dies alles sei am Ende sinnvoll, zumindest für die USA. 

Diese Meinungen spiegeln das Weltbild des US-Präsidenten und vieler seiner Berater:innen wider, das etwa so aussieht: Die Welt verkauft ihre Waren an die reiche Bevölkerung der USA und nimmt damit den USA Arbeitsplätze weg. Dies wird unterstützt durch die internationale Rolle des US-Dollars, der dank der Veranlagung des Auslands in US-Vermögen zu stark ist und die ausländischen Güter daher zu billig macht. Man muss nur die ausländischen Waren teurer machen – durch Zölle – und den Dollar billiger – mit niedrigen Zinsen und vielleicht auch mit einer „eigenartigen“ Wirtschaftspolitik –, dann kehren die Arbeitsplätze zurück in die USA. 

Diese Politik übersieht jedoch ganz wesentliche Aspekte. Richtiger Wohlstand wird heute nicht mehr mit der Produktion von Waren erzielt, sondern mit Dienstleistungen, allen voran im Bereich der Technologie. 

Sollen die Waren in den USA so günstig produziert werden, wie sie jetzt importiert werden, so müssen entweder die Löhne in den USA sinken, oder die Produktivität der Warenproduktion muss gewaltig erhöht werden. Diese ist aber bereits sehr hoch, d. h., entweder sinken die Löhne, oder die Produkte werden für viele nicht mehr erschwinglich sein. 

Und ist es sinnvoll, in einem Land, das technologisch an der Spitze der Welt steht, wieder selbst T-Shirts und Sneakers zu produzieren? Und ist es schlau, auf die Ersparnisse der Welt zu verzichten? Schließlich haben die ausländischen Käufer der US-Staatsanleihen bisher große Teile des US-Staatsdefizits finanziert und damit die Möglichkeit geschaffen, dass wesentliche Teile der Ersparnisse der US-Haushalte für den Aktienmarkt und für Start-ups zur Verfügung standen. 

Sollte es Trump gelingen, das Handelsbilanzdefizit der USA, dessen wahre Ursache ja das hohe Budgetdefizit ist, zu reduzieren, dann zulasten des Konsums und des Wohlstands ihrer Einwohner:innen. Sicherlich wird es auch Gewinner:innen geben, der Durchschnitt der Einwohner:innen der USA wird es aber nicht sein. Und die USA verlieren dabei enorm viel „sanfte“ Macht zugunsten von „Druck“, der viel Gegendruck erzeugen wird. 

 

Stefan Bruckbauer, Chefökonom der Bank Austria

Stand: 2. Mai 2025.

Stefan Bruckbauer, Chefökonom der Bank Austria

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