Expert:innen-Statement zur aktuellen Börsensituation und ein Rückblick auf die letzten Wochen.

 

Marktentwicklung und Anlagestrategie

Basierend auf der fundierten Marktmeinung der Bank Austria entwickelt unser Team von Investmentspezialist:innen  die aktuelle Anlagestrategie. Diese ist Grundlage des Vermögensmanagements sowie der individuellen Anlageberatung. 

Oliver Prinz, Leiter Investment Management & Strategy
Oliver Prinz, Leiter Investment Management & Strategy

„Das Jahr 2023 ist für Aktien fulminant gestartet. Auslöser dieser für Anleger:innen erfreulichen Performance waren einerseits Nachrichten, die eine Entspannung der Lage der Weltwirtschaft erwarten lassen, und andererseits Inflationsdaten, die auf eine Abkühlung der Preissteigerungsdynamik hindeuten.“

Aktien

Das Jahr 2023 ist fulminant gestartet. Im Januar konnten sowohl die europäischen (in Euro) als auch die nordamerikanischen Aktienindizes (in US-Dollar) jeweils ein erfreuliches Kursplus, das im mittleren einstelligen Prozentbereich liegt, erzielen. Auslöser dieser für Anleger:innen erfreulichen Performance waren einerseits Nachrichten, die eine Entspannung der Lage der Weltwirtschaft erwarten lassen, und andererseits Inflationsdaten, die auf eine Abkühlung der Preissteigerungsdynamik hindeuten.

Europäische Aktien bleiben neutral gewichtet.
Europäische Aktien wurden durch die ungewöhnlich warmen klimatischen Bedingungen während der Wintermonate unterstützt. Zudem ist hier die Tatsache zu nennen, dass die Gasspeicher in Europa immer noch erfreulich gut gefüllt sind, sodass das Risiko einer Gasmangellage im kommenden Winter 2023/24 deutlich abgenommen zu haben scheint. Dies stützt insbesondere die Zuversicht von Unternehmen und Anleger:innen in Europa, dass entsprechende Abschläge für das Risiko einer Gasmangellage nun ausgepreist werden. Hinzu kommt das Ende der Null-COVID-Politik in China, das die wirtschaftliche Dynamik in dem Land befeuern und somit auch die Nachfrage nach Exportgütern aus Europa stärken dürfte. Zuletzt wiesen die monatlichen Inflationsraten auf ein Nachlassen der Preissteigerungsdynamik hin, was einerseits eine Konsequenz der Entspannung auf den Energiemärkten ist, andererseits aber auch eine Folge der deutlich strafferen Geldpolitik. In Summe zeigt sich das wirtschaftliche Umfeld in Europa – wie oben am Beispiel der Energieversorgungsrisiken erörtert – deutlich robuster als noch vor wenigen Monaten befürchtet. Im Zusammenspiel mit relativ günstigen Bewertungen erscheint das Investmentumfeld bei einem mittelfristigen Zeithorizont durchaus attraktiv. Das noch nicht absehbare Ende des Zinsanhebungszyklus stellt für die kommenden Monate ein nicht unerhebliches Risiko für die Wirtschaft und die Aktienmärkte dar. Aus diesem Grund bleibt die neutrale Gewichtung in der Anlagestrategie aufrecht.

Nordamerikanische Aktien: ausgewogenes Chancen-Risiko-Verhältnis.
Erstaunlicherweise zeigt sich der US-amerikanische Arbeitsmarkt trotz der massiven Zinserhöhungen ziemlich robust. Dies ist einerseits ein gutes Zeichen, denn die US-amerikanische Wirtschaft steht nach wie vor auf sehr soliden Füßen. Andererseits dürfte die Federal Reserve dies zum Anlass nehmen, ihre straffe Geldpolitik auch weiterhin nicht vorschnell zu beenden. Letzteres ist auch Ausdruck dafür, dass die Entwicklung der geldpolitischen Parameter der Zentralbank einen zentralen Risikofaktor für Kapitalmärkte in diesem Jahr darstellt. So preisen die Rentenmärkte in den USA bereits eine erste Zinssenkung durch die Fed im Sommer dieses Jahres und für den Januar 2024 einen Zentralbanksatz von 4,5 % ein, also denselben Zinssatz wie zu Beginn dieses Jahres. Der Markt setzt also darauf, dass die Zinserhöhungen des ersten Halbjahres 2023 bereits im zweiten Halbjahr wieder zurückgenommen werden. Diese Lockerung in der Geldpolitik würde die Wirtschaft und die Aktienmärkte unterstützen. Sollte sich der Inflationsdruck als hartnäckiger erweisen, ist der Spielraum für Lockerungsmaßnahmen voraussichtlich gering. Darüber hinaus weisen Frühindikatoren (z. B. Einkaufsmanagerindizes) seit einigen Monaten auf eine sichtbare Abschwächung der wirtschaftlichen Aktivität in den USA hin. Aufgrund dieses ausgewogenen Chancen-Risiko-Verhältnisses werden nordamerikanische Aktien weiterhin neutral gewichtet.

Japan und Schwellenländer: Aktien dieser Anlageregion bleiben ebenfalls neutral gewichtet.
Japanische Aktien sowie jene der Schwellenländer offerieren attraktive Bewertungen und sollten vom Abweichen Chinas von der Null-COVID-Politik unterstützt werden. Japan profitiert darüber hinaus vom schwachen Yen, der die Exportentwicklung begünstigen dürfte. Die japanischen Inflationsraten sind deutlich geringer als jene in Europa oder den USA, dennoch könnte die Bank of Japan mit Straffungen der Geldpolitik beginnen. Dies würde einen Belastungsfaktor für die Aktienmarktentwicklung darstellen. Geopolitische Spannungen (China/Taiwan) und politische Konflikte (China/USA) könnten dazu führen, dass Investor:innen Aktien der Schwellenländer trotz attraktiver Bewertung vorübergehend meiden. In diesen Anlageregionen bleibt daher die neutrale Gewichtung ebenfalls vorerst bestehen.

Anleihen

Auch die Rentenmärkte haben zu Jahresbeginn zugelegt: Die 10-Jahres-Renditen deutscher Staatsanleihen sind im Laufe des Januars um 28 Basispunkte (Bp.) auf 2,29 % und die von US-Staatsanleihen sogar um 37 Bp. auf 3,51 % gesunken. Sie haben Anleiheninvestor:innen neben der höheren laufenden Rendite aus dem vergangenen Jahr auch kleinere Kursgewinne beschert. Auslöser für die positive Wertentwicklung waren vor allem die sinkenden Inflationsraten, die Investor:innen auf ein baldiges Ende des Zinsanhebungszyklus der westlichen Zentralbanken hoffen ließen.

Aufgrund der höheren Rendite offerieren Anleihen wieder eine attraktivere Alternative zu Aktien. Anleihen wurden zuletzt in der Anlagestrategie von „untergewichtet“ auf „neutral“ hochgestuft, da die Geldpolitik der großen westlichen Zentralbanken allmählich weniger aggressiv zu werden scheint.

Euro-Staatsanleihen derzeit untergewichtet.
Die EZB hat ihre Leitzinsen Anfang Februar um weitere 50 Bp. angehoben und eine erneute Erhöhung in ähnlicher Größenordnung für März in Aussicht gestellt. Durch die jüngste Anhebung befindet sich der Einlagensatz nun bei 2,50 %. Im Rahmen der EZB-Pressekonferenz machte die EZB-Vorsitzende Christine Lagarde deutlich, dass die Zinssätze noch deutlich angehoben werden müssen, um die Inflation nachhaltig zu senken, wies aber ebenfalls darauf hin, dass nach einer März-Anhebung der weitere geldpolitische Kurs – auf Basis der dann vorliegenden Daten – wieder neu bewertet werden müsse. Daher gehen wir von einer Drosselung der Zinsschritte auf 25 Bp. im zweiten Quartal aus. Lagarde äußerte sich weniger aggressiv als noch im Dezember, vor allem da die Inflationsrisiken durch den drastischen Rückgang der Energiepreise ausgeglichener geworden sind. Damit ist gemeint, dass stärker rückläufige Energiepreise die Aussicht auf länger anhaltend hohe Teuerungsraten gesenkt haben. Aufgrund der noch anstehenden voraussichtlich höheren Zinsanhebungen in der Eurozone werden Euro-Staatsanleihen derzeit untergewichtet.  

Euro-Unternehmensanleihen bleiben übergewichtet.
Euro-Unternehmensanleihen mit guter Bonität werden unverändert übergewichtet. Durch das gestiegene Renditeumfeld sowie die höheren Risikoaufschläge bei Unternehmensanleihen erscheint dieses Anlagesegment attraktiv. Aufgrund des sich abschwächenden makroökonomischen Umfelds behalten wir unsere selektive und defensive Ausrichtung mit Fokus auf Qualitätswerte bei.

Nicht-EWU-Staatsanleihen und Schwellenländeranleihen weiterhin interessant.
Die Gewichtung von Nicht-EWU-Staatsanleihen wurde zuletzt erhöht. Die Federal Reserve (Fed) hat zuletzt das Zinsanhebungstempo von 50 Bp. (Dezember) auf 25 Bp. gedrosselt. Wenngleich die Anhebung einen weiteren Straffungsschritt in den restriktiven Bereich darstellt, so signalisiert der kleinere Zinsschritt eine Annäherung an ein baldiges Ende des Anhebungszyklus. Darüber hinaus klang die Botschaft des Fed-Vorsitzenden Jerome Powell deutlich weniger aggressiv als noch im Dezember. Die höhere Rendite bei Schwellenländeranleihen macht auch eine Investition in diese Anlageklasse weiterhin interessant. In beiden Anlagekategorien ist jedoch das Fremdwährungsrisiko miteinzubeziehen, da dieses erheblich ertragsmindernd wirken kann.

Für ein individuelles Beratungsgespräch zu allen wichtigen Themen rund um Ihr Vermögen steht Ihnen Ihre Beraterin bzw. Ihr Berater gemeinsam mit unserem Spezialisten-Team sehr gerne zur Verfügung.
 

Datum: 15. Februar 2023.

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