UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex im Dezember
Auftragsschwäche in Österreichs Industrie belastet zum Jahreswechsel – doch Optimismus hat zugenommen
- Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex sank im Dezember auf 49,3 Punkte und damit wieder unter die neutrale Schwelle
- Der erneute Rückgang des Neugeschäfts führte zu einer Verlangsamung der Produktionsausweitung
- Der Beschäftigtenabbau bremste sich im Dezember wieder etwas ein
- Die Reduktion der Einkaufsmenge führte zu einem Rückgang der Bestände an Vormaterialien, doch schwache Nachfrage ließ die Bestände in den Fertigwarenlagern steigen
- Der anhaltende Kostenauftrieb und Rabattierungen im Verkauf verschlechterten die Ertragslage zum Jahresende erneut
- Der Optimismus nahm jedoch zu: Der Index für die Produktionserwartungen auf Jahressicht erreichte 59,8 Punkte, den höchsten Wert seit über vier Jahren

Die Industriekonjunktur hat sich zum Jahresende wieder etwas eingetrübt. „Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex sank im Dezember 2025 auf 49,3 Punkte. Nachdem im Vormonat erstmals seit über drei Jahren die Neutralitätsschwelle überschritten worden war, rutschte der Indikator wieder unter die Marke von 50 Punkten, ab der Wachstum signalisiert wird“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer und ergänzt: „Die Konjunktur in der heimischen Industrie hat sich im Verlauf des Jahres 2025 zwar verbessert, die Lage ist zum Jahresende jedoch weiter angespannt. Eine stabile, nachhaltige Wachstumsphase ist weiterhin nicht in Sicht. Dagegen sprechen unter anderem die internationalen Vorgaben. Die Einkaufsmanagerindizes der USA und des Euroraums für die verarbeitende Industrie haben sich im Dezember den zweiten Monat in Folge verschlechtert. Während in den USA der Einkaufsmanagerindex mit 51,8 Punkten noch im grünen Bereich lag, sank in Europa der Indikator mit 49,2 Punkten noch etwa tiefer unter die Neutralitätsschwelle, belastet durch einen erneuten Rückgang in Deutschland, dem wichtigsten Handelspartner der österreichischen Industrie.“
Dem ungünstigen internationalen Trend folgend verschlechterte sich der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex im Dezember um 1,1 Punkte, erreichte jedoch immer noch den zweithöchsten Wert seit Mitte 2022. „Der Rückgang des UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex im Dezember war vor allem auf einen erneuten Auftragsrückgang zurückzuführen, der zu einer Verlangsamung der Produktionsausweitung führte. Der Beschäftigtenabbau setzte sich fort, fiel jedoch deutlich schwächer als in den Vormonaten aus. Der Kostenauftrieb fiel etwas gedämpfter als im November aus, belastete angesichts von Rabattierungen im Verkauf jedoch weiter die Ertragslage, was durch eine besonders vorsichtige Einkaufspolitik zu kompensieren versucht wurde“, fasst Bruckbauer die wichtigsten Ergebnisse der monatlichen Umfrage zusammen.
Neugeschäft wieder gesunken
Den stärksten Einfluss auf den Rückgang des UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex hatte der kräftige Auftragsrückgang. Nachdem im Vormonat erstmals seit mehr als dreieinhalb Jahren die heimischen Industriebetriebe mehr Neugeschäft verbuchen konnten, sank der Auftragsindex im Dezember auf 47,2 Punkte, ein Drei-Monats-Tief. Besonders stark belastete die österreichische Industrie die fehlende Nachfrage aus dem Ausland. Der Exportauftragsindex sank sogar auf 46,5 Punkte.
„Aufgrund des stark gesunkenen Neugeschäfts verlangsamten die heimischen Betriebe die Produktionsausweitung im Dezember. Der Produktionsindex signalisierte mit 50,2 Punkten eine nur noch minimale Steigerung der Produktionsleistung gegenüber dem Vormonat. Während die Produktion im Vorleistungs- und Investitionsgüterbereich zunahm, kam es im Konsumgüterbereich sogar zu einer Verringerung“, meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl und ergänzt: „Erstmals seit dreieinhalb Jahren nahmen die Auftragspolster in der heimischen Industrie wieder zu. Die gestiegenen Rückstände hätte eine etwas stärkere Produktionsausweitung durchaus gerechtfertigt, doch haben die Betriebe angesichts der weiterhin als unsicher eingeschätzten Konjunkturlage eine vorsichtige Vorgangsweise vorgezogen.“
Tempo des Jobabbaus ließ nach
Trotz der dritten Produktionsausweitung in Folge hat die österreichische Industrie im Dezember erneut den Beschäftigtenstand verringert. Allerdings fiel der Jobabbau deutlich geringer als in den Vormonaten aus. Der Anstieg des Beschäftigtenindex auf 48,0 Punkte signalisiert sogar das niedrigste Tempo seit Mai 2023, als die laufende Phase der Personalanpassung an die niedrigeren Produktionserfordernisse begonnen hatte.
„Die erneute Verringerung der Beschäftigung bei gleichzeitiger leichter Produktionsausweitung lässt auf eine weitere Verbesserung der Produktivität in der heimischen Industrie im Dezember schließen. Angesichts des Mangels an Neugeschäft, struktureller Veränderungen auf globaler Ebene und des starken Kostenauftriebs der vergangenen Jahre werden die Industriebetriebe der Anpassung der Personalkapazitäten zur Erhöhung der Produktivität weiterhin einen hohen Stellenwert einräumen. Abhängig von der weiteren Auftragsentwicklung wird sich der Jobabbau in den ersten Monaten des kommenden Jahres jedenfalls noch fortsetzen“, meint Pudschedl.
Nach dem Abbau von fast 9.000 Stellen im Vorjahr gingen in der österreichischen Sachgütererzeugung im Jahr 2025 weitere 13.000 Jobs verloren, wovon die Metallwarenerzeugung und die KFZ-Herstellung besonders stark betroffen waren. Mit rund 620.000 liegt der aktuelle Beschäftigtenstand um über vier Prozent unter dem Wert von Mitte 2023, als der Beschäftigtenabbau einsetzte.
„Im Jahresdurchschnitt 2025 kletterte die Arbeitslosenquote in der Industrie auf 4,3 Prozent gegenüber nur 3,8 Prozent im Jahr 2024“, meint Pudschedl und ergänzt: „Trotz der großen Herausforderungen sollte im Verlauf des kommenden Jahres der Beschäftigungsabbau in der österreichischen Industrie langsam auslaufen. Wir gehen von einer Stabilisierung der Arbeitslosenquote im Sektor bei 4,3 Prozent im Jahr 2026 aus. Damit wird die Arbeitslosenquote weiter deutlich niedriger als in der Gesamtwirtschaft ausfallen, unsere Erwartung liegt bei durchschnittlich 7,4 Prozent im kommenden Jahr.“
Vorsichtiges Lagermanagement
Angesichts der unsicheren Konjunkturlage setzten die heimischen Betriebe ihre vorsichtige Einkaufspolitik fort. Die Bemühungen, Kosten zu senken und die Liquidität zu erhöhen, führten zu einer Reduktion der Einkaufsmengen mit dem Ziel, den Lagerabbau voranzutreiben. Die Bestände in den Vormateriallagern sanken wieder mit höherem Tempo als im Vormonat. Ausschlaggebend dafür waren jedoch auch längere Lieferzeiten infolge von Kapazitätsengpässen auf Lieferantenseite insbesondere bei Einfuhrgütern aus dem asiatischen Raum. Die Lieferzeiten verlängerten sich im Dezember den siebenten Monat in Folge und so stark wie zuletzt vor mehr als drei Jahren. Während die Bestände an Rohstoffen und Vormaterialien reduziert wurden, stiegen die Bestände in den Fertigwarenlagern aufgrund einer zu geringen Nachfrage.
Weiterer Kostenauftrieb, aber sinkende Verkaufspreise
Angesichts des steigenden Drucks in den Lieferketten kam es im Dezember zu einer weiteren Verteuerung von Vormaterialien, insbesondere von einigen Metallen und Metallerzeugnissen sowie von Holz und Produkten aus dem Elektrotechnik- und Elektronikbereich. Der Kostenauftrieb verlangsamte sich zumindest gegenüber dem Vormonat, wie der Rückgang des Index für die Einkaufspreise auf 52,8 Punkte zeigt. Die Verkaufspreise nahmen hingegen den achten Monat in Folge ab, zudem mit höherem Tempo als im Vormonat. Der starke Wettbewerb und die zurückhaltende Nachfrage zwingen die Betriebe zu Rabattierungen.
„Die aktuellen Preistrends mit steigenden Einkaufspreisen bei sinkenden Verkaufspreisen führten im Dezember einmal mehr zu einer Verschlechterung der Gewinnmargen der heimischen Industriebetriebe. In elf von zwölf Monaten des laufenden Jahres 2025 war dieser ungünstige Ertragstrend zu beobachten,“ so Pudschedl.
Mit Optimismus ins Jahr 2026
Ungeachtet des wieder sinkenden Neugeschäfts gehen die österreichischen Industriebetriebe mit großem Optimismus ins neue Jahr 2026. Die Produktionserwartungen für die kommenden zwölf Monate haben sich Ende 2025 wieder etwas erhöht. Mit 59,8 Punkten erreichte der Erwartungsindex im Dezember sogar den höchsten Wert seit über vier Jahren.
„Die Industriekonjunktur hat sich im Jahresverlauf 2025 gefestigt, der Weg zu einer stabilen und kräftigen Erholung scheint jedoch trotz des aufkeimenden Optimismus in den Betrieben noch ein weiter zu sein“, meint Bruckbauer und ergänzt abschließend: „Geopolitische Risiken, notwendige strukturelle Anpassungen durch neue, erfolgreiche Mitbewerber in den österreichischen Stärkefeldern auf den internationalen Märkten und hausgemachte Kostenprobleme begrenzen das Wachstumspotenzial der Industrie im kommenden Jahr. Nach dem Anstieg der Industrieproduktion um 3,5 Prozent im Jahresdurchschnitt 2025, der auch auf eine niedrige Vorjahresbasis zurückzuführen ist, erwarten wir im kommenden Jahr jedoch einen durchaus ansehnlichen Produktionszuwachs von rund 2 Prozent real.“

Rückfragen:
UniCredit Bank Austria Economics & Market Analysis Austria
Walter Pudschedl, Tel.: +43 (0) 5 05 05-41957;
E-Mail: walter.pudschedl@unicreditgroup.at