Interview mit Frau Mag.a Karin Behringer-Pfann
„Gewinner des Bank Austria Sozialpreises Burgenland 2025“: Wie hört sich das an? Was war Ihre erste Reaktion?
Unsere erste Reaktion war ein Jubelschrei. Wir konnten es gar nicht glauben, dass wir es wieder geschafft haben.
Wie haben Sie selbst die letzten Wochen und Tage des Votings erlebt?
Wir haben immer wieder unsere Kontaktpersonen, unsere Vernetzungsparter:innen und Kooperationspartner:innen aktiviert und versucht so viele Stimmen wie möglich für unser Projekt zu lukrieren und waren natürlich auch im privaten Bereich ständig engagiert – auf Social Media, WhatsApp Status überall haben wir die Leute gebeten für uns zu stimmen und unser Projekt zu unterstützen.
Beschreiben Sie bitte noch einmal kurz, was Ihr Projekt ausmacht?
In unserem Projekt geht es darum, die Öffentlichkeit zu sensibilisieren für das Thema sexuelle Gewalt und sexuelle Übergriffe. Es ist uns sehr wichtig potenziell Betroffene anzusprechen, aber auch mögliche Zeugen und Zeuginnen, die Betroffene in Krisensituationen unterstützen können. Mit Hilfe unseres Ampelsystems ist es einfacher Grenzverletzungen zu erkennen und Situationen besser einzuschätzen. Darüber hinaus möchten wir potenziellen Tätern mit unserem Ampelsystem eine Möglichkeit geben, ihr Verhalten besser einzuschätzen. „Ich habe ja nicht gewusst, dass sie das nicht wollte!“ oder „Wie soll ich das merken?“, sind oft Ausreden. Wir haben in unserer Kampagne, die wir ja bereits gestartet haben, auch bemerkt, dass das Thema sexualisierte Gewalt immer noch sehr tabuisiert wird und deshalb sind wir besonders froh, dass wir jetzt die Möglichkeit haben, dieses Projekt größer aufzustellen.
Wie werden Sie das Preisgeld von 6.000,- EUR konkret für Ihr Projekt einsetzen?
Wir wollen das Preisgeld dafür verwenden, um die Kampagne wirklich über das ganze Bundesland auszuweiten. Es ist geplant, dass wir an diversen Veranstaltungen und Festivals teilnehmen, aber auch Workshops abhalten, Informationsveranstaltungen anbieten und vor allem wollen wir mit diesem Geld auch Goodies kaufen, nämlich Notfallpfeifen, die in der Krisensituation eine tatsächliche Hilfe für die Betroffenen darstellen.
Warum ist es aus Ihrer Sicht notwendig, Projekte ins Leben zu rufen, die einen Nutzen für Kinder/Jugendliche/Frauen/die Gesellschaft/ Integration & Migration stiften?
Das Thema Gewalt an Frauen, Kindern, Mädchen, Jugendlichen, besonders sexualisierte Gewalt ist kein Randthema, sondern ein großes gesellschaftliches Thema. In unserem Arbeitsalltag finden wir oft nicht Zeit und auch nicht die finanziellen Ressourcen, um große Sensibilisierungsprojekte zu starten und deswegen sind wir sehr dankbar, dass es den Bank Austria Sozialpreis gibt und wir hier die Möglichkeit dadurch bekommen haben.
Fotocredits: © Der Lichtblick - Frauen- und Familienberatungsstelle
Das Projekt
Projektstart: 02.08.2025
Kategorie: Kinder/Jugendliche, Frauenförderung
Social-Media: https://www.der-lichtblick.at
Die Frauen- und Familienberatungsstelle, Frauenberatungsstelle bei sexueller Gewalt mit Sitz in Neusiedl am See möchte eine breit angelegte Awareness- und Präventionskampagne zur Sensibilisierung und Prävention bei sexualisierter Gewalt mit dem Titel "NEIN=NEIN, JA=JA, alles klar?" durchführen. Soft-Start soll am Neusiedler Stadtfest oder Golser Volksfest im August sein. Die Präsenz und entsprechende Ankündigungen auf Social Media sollen die Kampagne vorstellen. Für den Kampagnenauftakt werden bedruckte Shirts sowie Infomaterialien und give-aways sowie Plakate benötigt. Im direkten Kontakt mit Besucher*innen wird neben der Kampagne auch die Beratungsstelle und ihr breitgefächertes Angebot vorgestellt. Der Titel soll möglichst ohne erhobenen Zeigefinger eine klare Grenze im Miteinander thematisieren und etablieren.
Sexualisierte Gewalt ist ein unterschätztes negatives Phänomen, das zivilgesellschaftliches Engagement braucht, um eine Sensibilisierung, Aufklärung und Prävention zu erreichen. Jede und jeder von uns kann Vieles bewirken, in dem er/sie zum/zur active Bystander*in wird. Übergeordnetes Ziel ist ein gewaltfreies Miteinander. Der Slogan "NEIN=NEIN, JA=JA, alles klar?" spricht ein schambesetztes tabuisiertes Thema an, ohne mit der sprichwörtlichen Tür ins Haus zu fallen. Wir wollen uns dem Thema auf leichte Art annähern um die Bevölkerung nicht abzuschrecken und zugleich gute Gesprächszugänge zu finden. Weg vom erhobenen Zeigefinder, hin zu "das sind die Fakten, das kann jede und jeder dagegen tun".
Der Verein Der Lichtblick wurde im Jahr 1993 gegründet. Mit dem Ziel: Frauen und Mädchen in schwierigen Lebenssituationen zu unterstützen sowie allen Formen von Gewalt gegen Frauen entgegenzutreten.