UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator
Belastung durch US-Zollpolitik macht BIP-Rückgang 2025 in Österreich wahrscheinlich
- UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator sank im März um 0,1 auf minus 2,3 Punkte
- Der Stimmungsrückgang in allen Wirtschaftssektoren konnte durch das höhere Konsumentenvertrauen nicht ausgeglichen werden
- Einbußen durch US-Zollpolitik von 0,25 Prozentpunkten: BIP-Prognose von 0,1 auf -0,2 Prozent gesenkt
- Erst für 2026 ist mit einem spürbaren Wirtschaftswachstum von 1,1 Prozent zu rechnen
- Die Probleme am Arbeitsmarkt nehmen zu: Anstieg der Arbeitslosenquote 2025 auf 7,5 Prozent erwartet, und für 2026 ist noch keine Verbesserung in Sicht
- Inflationserwartung unverändert: Rückgang der Teuerung auf durchschnittlich 2,5 Prozent 2025 und 1,9 Prozent 2026
- Die Belastungen durch die US-Zollpolitik dürften die EZB zur Senkung des Einlagenzinssatzes unter das neutrale Niveau auf 1,75 Prozent bis Ende 2025 veranlassen
Die leichte Verbesserungstendenz der Konjunktur in Österreich seit dem Jahreswechsel erlitt im März einen Rückschlag. „Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator sank Ende des ersten Quartals auf minus 2,3 Punkte. Der Rückgang fiel mit nur einem Zehntelprozentpunkt jedoch minimal aus“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer und ergänzt: „Im ersten Quartal 2025 stieg der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator im Durchschnitt auf minus 2,4 Punkte, den besten Wert seit vier Quartalen. In Kombination mit den verbesserten realen Wirtschaftsdaten aus der Industrie und vom Bau sowie dem leichten Wachstum des Einzelhandels und des KFZ-Handels weist der Indikator darauf hin, dass die österreichische Wirtschaft die Rezession hinter sich gelassen hat. Erstmals nach acht negativen Quartalen sollte die Wirtschaftsleistung in Österreich zu Jahresbeginn 2025 wieder leicht gestiegen sein.“
Stimmungsverbesserung der Konsumenten
Der Rückenwind für die Konjunkturstimmung durch niedrigere Zinsen und der höheren Kaufkraft der Konsumenten wurde im März durch die gestiegene Verunsicherung infolge der Zollankündigungen von US-Präsident Trump gebremst. „In allen Wirtschaftssektoren verschlechterte sich Ende des ersten Quartals die Stimmung. Lediglich die heimischen Konsumenten wurden, gestützt auf Reallohnzuwächse und einen relativ stabilen Arbeitsmarkt, etwas zuversichtlicher“, so Bruckbauer.
Den höchsten Anteil am aktuellen Rückgang des UniCredit Bank Austria Konjunkturindikators hatte im März die Verschlechterung der Stimmung im Dienstleistungssektor, vor allem im Tourismus und tourismusnahen Branchen. Auch in der Bauwirtschaft nahm der Pessimismus wieder leicht zu, wozu insbesondere die Entwicklung in den Baunebengewerben aber auch im Hochbau beitrugen, obwohl sich im Hochbau die Auftragslage verbesserte. Angesichts der Zollankündigungen durch die US-Regierung sorgte die damit verbundene Verunsicherung in der stark exportorientierten Industrie für einen Rückgang der Geschäftseinschätzungen. Branchen mit hohen Exportanteilen, wie die Kunststoffindustrie oder die metallverarbeitenden Bereiche, waren besonders stark betroffen, zumal sich das globale Exportumfeld insgesamt eintrübte. Der mit den österreichischen Handelsanteilen gewichtete Indikator der internationalen Industriestimmung sank, belastet vor allem durch eine rückläufige Entwicklung auf den asiatischen und amerikanischen Absatzmärkten.
BIP-Prognose für 2025 um 0,3 Prozentpunkte gesenkt
Zwar weisen die aktuellen Daten darauf hin, dass die Rezession in Österreich zu Jahresbeginn geendet haben dürfte, doch die Erwartung einer weiteren schrittweisen Verbesserung der Konjunktur in den kommenden Monaten dürfte sich vorerst nicht erfüllen. „Angesichts der Belastungen durch die protektionistischen Maßnahmen der USA für die heimische Exportwirtschaft haben wir unsere BIP-Prognose für 2025 von + 0,1 auf - 0,2 Prozent gesenkt. Ungeachtet der letztlich tatsächlichen Höhe der Zollsätze dämpft bereits die entstandene Verunsicherung durch die erratische Ankündigungspolitik die wirtschaftlichen Aussichten. Zudem wird der Budgetsparkurs die von niedrigeren Zinsen und höherer Kaufkraft getragene Aufwärtsentwicklung der Inlandsnachfrage abschwächen“, meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.
Trotz dieser Herausforderungen erwarten die Ökonomen der UniCredit Bank Austria in Österreich für 2025 keine Rezession, also keinen zumindest zweimaligen Rückgang des BIP im Quartalsvergleich. Im Jahresvergleich wird sich jedoch das dritte Jahr in Folge ein Minus der Wirtschaftsleistung ergeben, jedoch deutlich geringer als in den Vorjahren.
„Auch für 2026 haben wir unsere BIP-Prognose als Folge der US-Zollpolitik gesenkt, gehen jedoch immerhin von einem moderaten Wirtschaftswachstum von 1,1 Prozent für Österreich aus. Zum einen sollte der private Konsum durch die Normalisierung der Inflation und dem Abflauen der hohen Sparneigung an Stärke gewinnen. Zum anderen sollte die Investitionstätigkeit durch niedrige Zinsen sowie durch Streueffekte der expansiven Fiskalpolitik in Deutschland zulegen können“, erwartet Pudschedl. Die von der neuen deutschen Koalitionsregierung bereits angekündigten Infrastrukturinvestitionen werden erst 2026 konjunkturwirksam werden.
Arbeitslosigkeit steigt weiter
Angesichts der anhaltenden konjunkturellen Herausforderungen ist in den kommenden Monaten mit einer weiteren Verschlechterung der Lage am Arbeitsmarkt zu rechnen. Aufgrund der besonderen Belastungen für die Exportindustrie durch die US-Zollpolitik wird sich der Abbau von Beschäftigten in der Industrie voraussichtlich beschleunigen und wird durch zusätzliche Jobs im Dienstleistungssektor nicht kompensiert werden können. Bereits Ende des ersten Quartals erreichte die saisonbereinigte Arbeitslosenquote mit 7,4 Prozent den höchsten Wert seit Sommer 2021.
„Mit den aktuellen Herausforderungen wird die Bereitschaft, qualifizierte, erfahrene Mitarbeiter in den Betrieben auch bei Unterauslastung zu halten, deutlich abnehmen. Die Arbeitslosigkeit in Österreich wird, belastet von der Entwicklung in der heimischen exportorientierten Industrie, etwas stärker ansteigen als bisher erwartet. Wir haben unsere Prognose der Arbeitslosenquote für 2025 von 7,3 auf 7,5 Prozent angehoben und gehen für 2026 von einer Stabilisierung auf diesem höheren Niveau aus“, so Pudschedl.
Energiepreisentwicklung dürfte weiteren Rückgang der Inflation unterstützen
Nach dem Anstieg der Inflation auf über 3 Prozent zu Jahresbeginn, bedingt vor allem durch den Wegfall der Strompreisbremse, hat sich im März die Teuerung bereits wieder auf geschätzte 2,9 Prozent im Jahresvergleich verlangsamt. Dazu beigetragen haben zum einen die anhaltende Verringerung der Dienstleistungsinflation sowie der Rückgang der Energiepreise. Beide Faktoren werden auch in den kommenden Monaten zur weiteren Verlangsamung der Inflation in Österreich beitragen. Aufgrund des wirtschaftlichen Schadens, der durch die US-Zollpolitik verursacht wird, dürfte sich nachfragebedingt der Preis für Rohöl auf einem niedrigeren Niveau zwischen 65 und 70 US-Dollar pro Barrel einpendeln. Zudem gewann der Euro gegenüber dem US-Dollar an Stärke und wird voraussichtlich weiterhin über 1,10 US-Dollar für 1 Euro tendieren. Der schwächere Weltwirtschaftsausblick und die Lockerung der europäischen Speicherziele dürften auch den Gaspreis in einer niedrigeren Handelsspanne von 45 bis 50 Euro pro MWh halten.
„Wir gehen weiterhin von einer Verlangsamung der Teuerung in Österreich auf durchschnittlich 2,5 Prozent im Jahr 2025 aus. Neben dem langsamen Abflauen der Dienstleistungsinflation aufgrund des Auslaufens von Zweitrundeneffekten wird der Rückgang durch niedrigere Öl- und Gaspreise unterstützt werden. Mögliche Zollmaßnahmen auf US-Importe sollten keine spürbaren Auswirkungen auf die Güterpreisinflation in Österreich haben, zumal eine stärkere Fokussierung Chinas auf den europäischen Absatzmarkt sogar preisdämpfend Effekte auslösen könnte“, meint Pudschedl. Für 2026 erwarten die Ökonomen der UniCredit Bank Austria einen weiteren Rückgang der Inflation auf durchschnittlich 1,9 Prozent.
Starke Argumente für weitere Zinssenkungen durch die EZB
Angesichts der Eskalation der Handelsspannungen seit der Ankündigung der „gegenseitigen“ Zölle in den USA haben sich die Risiken für die Wirtschaftsentwicklung in Europa deutlich nach unten verlagert.
„Eine Entscheidung zur Senkung der Leitzinsen um weitere 25 Basispunkte durch die EZB in der Sitzung am Donnerstag ist sehr wahrscheinlich geworden. Nach unserer Meinung überwiegt die Belastung durch höhere US-Zölle die positiven Wachstumsimpulse für die Eurozone durch eine expansivere Fiskalpolitik in Deutschland und auf EU-Ebene. Daher dürfte der Zollschock die Annäherung der Inflation an das 2-Prozent-Ziel der EZB beschleunigen. Wir rechnen demnach mit weiteren Senkungen im Juni und September, wobei der Einlagenzins bei 1,75 Prozent seinen Tiefpunkt erreichen sollte,“ meint Bruckbauer abschließend.
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UniCredit Bank Austria Economics & Market Analysis Austria
Walter Pudschedl, Tel.: +43 (0) 5 05 05-41957;
E-Mail: walter.pudschedl@unicreditgroup.at