29.10.2025

UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex im Oktober
Österreichs Industrie startet leicht verbessert ins Schlussquartal

  • Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex stieg im Oktober auf 48,8 Punkte, den zweitbesten Wert in den vergangenen drei Jahren 
  • Leichte Ausweitung der Produktion nach Stabilisierungstendenzen bei der Auftragsentwicklung 
  • Stärkste Rückgang von Beschäftigten seit einem halben Jahr 
  • Die längeren Lieferzeiten und der anhaltende Abbau der Vormateriallager weisen auf Lieferkettenstörungen unter anderem bei Halbleitern hin 
  • Der anhaltende Kostenanstieg und höhere Preisabschläge im Verkauf drückten erneut auf die Gewinnmargen der heimischen Betriebe 
  • Der Optimismus ist deutlich gestiegen: Der Index der Produktionserwartungen auf Jahressicht stieg im Oktober auf 59,7 Punkte, den höchsten Wert seit 45 Monaten

Nach dem Rückschlag des Vormonats setzte sich zu Beginn des Schlussquartals der vorsichtige Aufwärtstrend des Sommers in der österreichischen Industrie wieder fort. „Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex stieg im Oktober auf 48,8 Punkte. Der Indikator verfehlte zwar damit weiterhin die Neutralitätslinie von 50 Punkten, ab der Wachstum in der verarbeitenden Industrie signalisiert wird, doch zumindest konnte der zweithöchste Wert der vergangenen drei Jahre verzeichnet werden“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer und ergänzt: „Die Konjunkturlage in der heimischen Industrie war im Oktober weiter sehr fragil, belastet von Sorgen der Betriebe wegen schwächelnder Nachfrage, geopolitischer Spannungen, hoher Kosten und nachlassender Wettbewerbsfähigkeit. Aber die Anzeichen für eine Stabilisierung haben sich verfestigt und geben Hoffnung auf eine Verbesserung der Industriekonjunktur 2026.“ 

Die Verbesserung des UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex im Oktober um immerhin 1,2 Punkte gegenüber dem Vormonat wurde von fast allen Komponenten getragen. „Im Oktober haben die heimischen Industriebetriebe ihre Produktion leicht ausgeweitet, gestützt auf eine deutlich günstigere Auftragslage. Dennoch wurde der Personalstand mit höherem Tempo verringert, um den steigenden Kosten etwas entgegenzusetzen. Während sich die Arbeitsproduktivität dadurch weiter verbesserte, kam es aufgrund von nachfragebedingten Preissenkungen im Verkauf dennoch zu einer zusätzlichen Belastung für die Gewinnmargen“, fasst Bruckbauer die wichtigsten Ergebnisse der monatlichen Umfrage zusammen. 

Produktionsleistung leicht gestiegen, Neugeschäft nur noch geringfügig gesunken
Die Erhöhung der Produktion war ein wesentlicher Treiber für den Anstieg des Bank Austria EinkaufsManagerIndex zu Beginn des letzten Jahresviertels 2025. Der Produktionsindex stieg auf 50,7 Punkte. 

„Der Rückgang der Neu- und Folgeaufträge setzte sich im Oktober zwar fort, allerdings zeigte sich ein klare Stabilisierungstendenz. Der Index für das Neugeschäft lag mit 49,0 Punkten nur noch knapp unter der Wachstumsgrenze und erreichte damit den besten Wert seit 3,5 Jahren. Dieser Trend war gleichermaßen bei der Binnennachfrage wie bei den Aufträgen aus dem Ausland zu finden“, meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. Die vorhandenen Produktionskapazitäten überstiegen im Oktober erneut die für das Neugeschäft notwendigen Ressourcen, sodass die Auftragspolster deutlich sanken.

Lieferkettenprobleme belasten
Ungeachtet der einsetzenden Stabilisierung des Nachfrageumfelds verringert sich die Einkaufsmenge der heimischen Industriebetriebe erneut deutlich. 

„Aufgrund der geringeren Einkaufsmengen bei gleichzeitig leicht steigender Produktion nahmen im Oktober die Lagerbestände an Vormaterialien und Rohstoffen mit hohem Tempo ab. Geringere Einkaufsmengen, der Abbau der Vormateriallager und längere Lieferzeiten auf Lieferantenseite dürften in Zusammenhang mit der Lieferkettenproblematik bei Halbleitern stehen, die unter anderem im Fahrzeugbau oder im Maschinenbau benötigt werden“, so Pudschedl. Der inverse Lieferzeitindex sank auf 46,1 Punkte, was auf die stärkste Verlängerung von Lieferzeiten seit genau drei Jahren hinweist. 

Beschleunigter Jobabbau
Trotz der leichten Produktionsausweitung und der Stabilisierung der Auftragsentwicklung hat sich der Abbau des Personalstands in der heimischen Industrie im Oktober fortgesetzt. Das Tempo des Rückgangs der Beschäftigung beschleunigte sich sogar deutlich. Der Beschäftigtenindex sank auf 43,7 Punkte, den niedrigsten Wert seit März dieses Jahres. Seit dem Jahresbeginn wurde in der österreichischen Sachgütererzeugung der Personalstand um mehr als 10.000 Personen reduziert, ein Rückgang um 1,5 Prozent. Zum absolut stärksten Jobabbau kam es in den Industriehochburgen Oberösterreich und Steiermark mit einem Verlust von knapp 3.000 bzw. 2.300 Beschäftigten. Der relativ stärkste Abbau erfolgte im Burgenland. 

„Das Verhältnis des gesunkenen Beschäftigtenindex zum deutlich höheren und leicht gestiegenen Outputindex lässt im Oktober erneut auf eine Erhöhung der Arbeitsproduktivität in der heimischen Industrie schließen. Die Bestrebungen zur Steigerung der Produktivität im Sektor werden angesichts der durch hohe Kostenanstiege verschlechterten internationalen Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Industrie in den kommenden Monaten weiter anhalten“, meint Pudschedl und ergänzt: „Nach durchschnittlich 3,8 Prozent im Jahr 2024 wird sich die Arbeitslosenquote in der heimischen Industrie im Jahr 2025 voraussichtlich auf durchschnittlich 4,3 Prozent erhöhen.“

Damit wird die Arbeitslosenquote erneut deutlich geringer als in der Gesamtwirtschaft mit 7,5 Prozent ausfallen. Während in Tirol eine Arbeitslosenquote in der regionalen Sachgütererzeugung von unter 3 Prozent für 2025 erwartet werden kann, dürfte in Wien mit über 8 Prozent der höchste Wert aller Bundesländer erreicht werden.

Steigende Kosten, dennoch höhere Preisnachlässe 
Die hohen Energiepreise sowie Personalkosten stellen die heimische Industrie weiter vor große Herausforderungen. Der Kostenauftrieb setzte sich den vierten Monat in Folge fort, zumindest mit etwas geringerem Tempo als im Vormonat. „Obwohl sich der Kostenanstieg verlangsamte, kam es im Oktober zu keiner Entspannung der Ertragslage der heimischen Industriebetriebe, da im Verkauf aufgrund der schwachen Nachfrage und des daraus resultierenden Wettbewerbsdrucks noch höhere Rabatte als im Vormonat eingeräumt wurden,“ so Pudschedl. 

Österreichs Industrie für 2026 optimistischer 
Der aktuelle UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex weist mit dem leichten Anstieg der Produktion im Oktober auf eine Konsolidierung der Industriekonjunktur hin. Allerdings zeigt das Indexverhältnis „Neuaufträge zu Lager“ an, wie fragil die Lage weiter ist. Seit dreieinhalb Jahren liegt der Quotient mit ganz wenigen Ausnahmen unter 1 und signalisiert damit, dass die Nachfrage unter Berücksichtigung der vorhandenen Lagerkapazitäten unmittelbar nicht zu maßgeblichen Produktionszuwächsen im Vergleich zum jeweiligen Vormonat führen wird. 

Trotz der aktuellen Verbesserung mangelt es weiterhin an Aufträgen. Die Aussichten für die Exportnachfrage sind angesichts des zugenommenen Protektionismus im internationalen Handel verhalten, zumal die Impulse aus der europäischen Industrie überschaubar bleiben. Der vorläufige Einkaufsmanagerindex für die Verarbeitende Industrie in der Eurozone ist zwar auf 50,0 Punkte im Oktober gestiegen, aber der Index in Deutschland, dem wichtigsten Abnehmer der österreichischen Industrie, liegt mit 49,6 Punkten unter der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. 

„Angesichts des herausfordernden internationalen Umfelds und der weiterhin zurückhaltenden Nachfrage wird die Industriekonjunktur in Österreich in den kommenden Monaten vorerst nicht in Schwung kommen“, meint Bruckbauer und ergänzt: „Allerdings ist der Optimismus unter den heimischen Industriebetrieben für 2026 deutlich gestiegen. Der Erwartungsindex für die Produktion in den kommenden zwölf Monaten legte auf 59,7 Punkte zu, den höchsten Wert seit Februar 2022. Zwar sind die Aussichten weiterhin durch wirtschaftspolitische Unsicherheiten belastet, doch die Hoffnung auf einsetzenden Rückenwind durch Investitionsprogramme in Europa, insbesondere in Deutschland, hat zugenommen.“

 

Rückfragen:
UniCredit Bank Austria Economics & Market Analysis Austria 
Walter Pudschedl, Tel.: +43 (0) 5 05 05-41957;
E-Mail: walter.pudschedl@unicreditgroup.at