UniCredit Bank Austria Volkswirtschaft Bundesländeranalyse 2024 und Ausblick 2025:
Konjunktur auf Sparflamme – Bundesländer bleiben im Krisenmodus
- Fast alle Bundesländer 2024 mit Rückgang der Wirtschaftsleistung – nur Wien wuchs leicht, die Industrieregionen schwächten sich am stärksten ab
- Industrie und Baukonjunktur blieben Hauptbremsfaktoren
- Die industrienahen Dienstleistungen und der Handel litten ebenfalls unter dem schwachen Konjunkturumfeld
- Trotz robuster Nächtigungszahlen gab es einen Rückgang der Tourismus-Wertschöpfung
- Positive Impulse kamen vom öffentlichen Sektor, den Finanzdienstleistungen und dem Immobilienwesen
- Die Arbeitslosigkeit ist in allen Regionen gestiegen, die Beschäftigungsdynamik war in Wien am stärksten
- Bundesländer sind von den US-Zöllen unterschiedlich stark betroffen
- 2025 wird mit einer leichten Erholung in allen Regionen gerechnet, Arbeitslosenquoten steigen jedoch weiter
Die wirtschaftliche Lage in Österreich war 2024 stark von konjunkturellen und strukturellen Herausforderungen geprägt. „Wie schon 2023 erlebten die Industrieregionen erneut einen Dämpfer, ohne signifikante positive Impulse aus dem Dienstleistungsbereich", analysiert UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer.
Wien als einziges Bundesland mit Wachstum, Oberösterreich ist Schlusslicht
Lediglich die Bundeshauptstadt Wien konnte als einziges Bundesland mit einem realen Wachstum von 0,4 Prozent punkten, während die Tourismushochburgen Tirol und Salzburg mit - 0,5 Prozent bzw. - 0,7 Prozent zumindest deutlich besser als der bundesweite Durchschnitt mit -1,2 Prozent abschnitten. Am anderen Ende im Bundesländervergleich standen Oberösterreich (-2,7 Prozent) und Kärnten (-2,4 Prozent), deren Industrie besonders unter der internationalen Nachfrageschwäche litt“, so Robert Schwarz, Ökonom bei der UniCredit Bank Austria. Unterdurchschnittlich war auch die Entwicklung in Vorarlberg (-1,8 Prozent) und Niederösterreich (-1,7 Prozent). Im Burgenland (-1 Prozent) und etwas überraschend im Industrieland Steiermark (-0,8 Prozent) fiel der Rückgang der Wirtschaftsleistung im Vorjahr etwas schwächer aus als der Bundesschnitt.
Industrie und Bauwirtschaft weiterhin in der Rezession
Im Jahr 2024 setzte sich die negative Entwicklung in der Industrie fort. „Mit einem österreichweiten Rückgang der industriellen Produktion um über fünf Prozent war die Branche erneut die konjunkturelle Bremse“, sagt Schwarz. Besonders in Oberösterreich, Kärnten und Niederösterreich war die Lage angespannt. In Wien und Tirol zeigte sich vor allem die Pharmaindustrie als Wachstumsstütze. Auch für die Bauwirtschaft blieb die Lage herausfordernd. „Die gedämpfte Nachfrage im Wohnbau aufgrund hoher Baukosten und höherer Zinsen belastete die Baukonjunktur massiv“, ergänzt Schwarz.
Die schwache globale Nachfrage spiegelte sich in der Exportstatistik wider. Insgesamt gingen die österreichischen Warenausfuhren 2024 um fast 5 Prozent auf 191 Milliarden Euro zurück. Den stärksten Einbruch gab es im wichtigsten Exportland Oberösterreich im Bereich Maschinen, Stahl und KFZ-Teile. In Tirol und Wien hingegen war die Entwicklung aufgrund der Pharmaindustrie relativ robust.
Dienstleistungssektor mit Licht und Schatten
Der öffentliche Sektor, die Finanzdienstleister, das Immobilienwesen und der Bereich Informations-technologie konnten 2024 in den meisten Bundesländern positiv zum Wirtschaftswachstum beitragen. Im Tourismus gab es im Vorjahr zwar ein Plus auf 154,3 Millionen Nächtigungen, vor allem Wien konnte mit einem Nächtigungsplus von über 9 Prozent hervorstechen. Aufgrund der stark gestiegenen Kosten ging die Wertschöpfung in diesem Bereich trotzdem zurück, was vor allem für die westlichen Bundesländer einen starken Dämpfer darstellte. In allen Regionen schrumpfte 2024 die Wirtschaftsleistung im Handel und bei den wirtschaftsnahen Dienstleistungen, die vor allem unter der schwachen Konsumlaune bzw. der schwachen Industriekonjunktur litten.
Arbeitslosenquote überall gestiegen
Die Arbeitslosenquoten stiegen im Vorjahr gegenüber 2023 in allen Bundesländern an. „Am stärksten war der prozentuelle Anstieg der Arbeitslosigkeit in Oberösterreich. Dort war der Druck in allen konjunktursensitiven Branchen besonders hoch“, erklärt Bruckbauer. Salzburg verzeichnete mit durchschnittlich 4,2 Prozent erneut die niedrigste Quote. Mit 11,4 Prozent wies Wien zwar die höchste Arbeitslosenquote auf, aber auch das stärkste Beschäftigungsplus.
Bundesländer von US-Zöllen unterschiedlich stark betroffen
Die von US-Präsident Trump im Mai angedrohten Strafzölle von 50 Prozent auf alle EU-Importe würden die Wirtschaft in den Bundesländern unterschiedlich stark betreffen. Insgesamt würde die österreichische Wirtschaft bei US-Zöllen von 50 Prozent etwa um 0,6 Prozent schrumpfen und es wären etwa 25.000 Arbeitsplätze gefährdet. „Am stärksten betroffen wären die Industrieregionen Oberösterreich und die Steiermark mit einem zollbedingten Rückgang der Wirtschaftsleistung von jeweils über 1 Prozent und jeweils über 7.000 gefährdeten Arbeitsplätzen“, betont Schwarz. Am glimpflichsten sind die Auswirkungen auf die Regionalwirtschaft in Kärnten und im Burgenland.
Durchwachsener Ausblick 2025
Die konjunkturellen Aussichten für die Bundesländer bleiben im Jahr 2025 verhalten. Nach einem insgesamt schwierigen Jahr 2024 setzen sich die wirtschaftlichen Herausforderungen in den Regionen fort. Die Bundesländer befinden sich weiterhin in einer Rezession oder nur schwachen Erholung. Wien und das Burgenland sollten mit jeweils 0,4 Prozent das größte Wachstum erzielen. Sie profitieren von der weiterhin robusten Entwicklung des öffentlichen Sektors. Oberösterreich und Kärnten werden aufgrund der Probleme ihrer Leitbetriebe voraussichtlich auch 2025 deutlich schrumpfen. Alle Bundesländer verzeichnen heuer einen weiteren Anstieg der Arbeitslosenquote. Besonders stark ist der Anstieg in Oberösterreich, Steiermark und Salzburg.
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