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Simone Ringler

Interview mit Simone Ringler, MSc

„Gewinner des Bank Austria Sozialpreises Tirol 2022“: Wie hört sich das an? Was war Ihre erste Reaktion?
Ich bin gerade mit meiner Kollegin Claudia dabei gewesen, die Details zum Start der Treffen zu besprechen und am Ablauf der einzelnen Module zu feilen, als wir die Nachricht vom Gewinn des Sozialpreises bekommen haben. Die Freude war groß und wir haben natürlich gleich mit einem Gläschen auf diesen Erfolg angestoßen – danach ging die Arbeit noch leichter von der Hand.

Wie haben Sie selbst die letzten Wochen und Tage des Votings erlebt?
Wir haben natürlich die Social-Media-Kanäle genützt, um auf uns aufmerksam zu machen und für das Voting zu werben. Ich war berührt von den vielen Rückmeldungen - Freunde und mir unbekannte Personen haben mich wissen lassen, dass sie die Idee gut finden. Das hat sehr gut getan und uns zusätzlich motiviert. Wenn die Menschen merken, dass es sich um ein Herzensprojekt handelt, sind sie bereit dies zu unterstützen. Durch die Unterstützung all jener ist es gelungen, die Mehrheit der Stimmen zu bekommen. Dafür sind wir sehr dankbar.

Beschreiben Sie bitte noch einmal kurz, was Ihr Projekt ausmacht?
Geschwisterkinder von schwer kranken oder behinderten Kindern haben es nicht immer leicht. Die Eltern haben viele Sorgen und oft auch wenig Zeit. Die Geschwistergruppe ist ein Ort, wo diese Kinder sich mit Ihresgleichen austauschen können, ihre Fragen stellen können, vieles rund um das Thema psychische Gesundheit lernen und miteinander viel Spaß haben. Das Projekt schließt eine Lücke, da Präventions­programme für Geschwisterkinder in Tirol noch eher selten sind.

Wie werden Sie das Preisgeld von 6.000 Euro konkret für Ihr Projekt einsetzen?
Natürlich können wir mit dem Preisgeld das für die Durchführung benötigte Material besorgen: Spiele, Bastelmaterial, Matten, Anschauungsmaterial und Ähnliches. Darüber hinaus hilft uns das Geld durch Flyer und Werbung die Zielgruppe auf das Angebot aufmerksam zu machen. Am schönsten ist es, dass wir durch das Preisgeld auch Familien einladen können, in denen das Geld eher knapp ist und somit jeder die Möglichkeit bekommt, bei der Geschwistergruppe dabei zu sein.

Warum ist es aus Ihrer Sicht notwendig, Projekte ins Leben zu rufen, die einen Nutzen für Kinder/Jugendliche/die Gesellschaft stiften?
Mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten ist aus meiner Sicht essenziell. Ich möchte hier gerne die Metapher des Hausbauens ins Spiel bringen. Wenn wir auf einem wackeligen Fundament ein Haus bauen, werden wir – je höher das Haus wird – Mauern immer wieder stützen und verstärken müssen. Das ist kostspielig und das Ergebnis meist unbefriedigend. Auch bei unseren Kindern ist es wichtig, Aufmerksamkeit und Ressourcen beim Fundament einzusetzen, damit sie später über sich hinauswachsen können und gut und stabil im Leben stehen. Ich denke mit diesem Bild wird klar, wie notwendig präventive Programme sind.

Fotocredits: © Simone Ringler


Das Projekt

Eingereicht von: Simone Ringler, MSc
Projektstart: 12.09.2022
Kategorie: Kinder/Jugendliche, Integration/Migration
Social-Media: https://www.ringler.co.at/


Wenn in einer Familie ein behindertes oder schwer krankes Kind die zeitlichen und emotionalen Ressourcen der Eltern stark beansprucht, leiden darunter häufig die gesunden Geschwisterkinder. Diese sind aufgrund der besonderen Belastungen als Risikogruppe für psychosoziale Auffälligkeiten zu betrachten. Die Geschwistergruppe „UNGLAUBLICH STARK“ möchte diesen Kindern einen Raum geben, sich mit Gleichbetroffenen auszutauschen, ihre emotionale Kompetenz sowie die Problemlösungskompetenz zu erweitern, die Selbst- und Fremdwahrnehmung zu schärfen sowie mittels Psychoedukation das eigene Stressmanagement zu verbessern. Durch die Geschwistergruppe können Ängste und andere emotionale Probleme verringert werden, die Resilienz gefördert sowie die Geschwisterbeziehung verbessert werden. Präventive Angebote für das Umfeld von behinderten und schwer kranken Kindern sind leider nach wie vor spärlich gesät.

Gute Projekte brauchen für den Start einen innovativen Partner. Der Bank Austria Sozialpreis bietet einerseits die Möglichkeit einen Teil der Kosten abzudecken und andererseits kann aufgrund der Medienwirksamkeit des Preises auf die Geschwistergruppe aufmerksam gemacht werden. Im Bereich Integration ist die Unterstützung für das Umfeld leider nach wie vor verbesserungswürdig. Die Projekteinreicherin ist selbst Mutter eines behinderten Kindes mit 3 Geschwistern, diese Erfahrung ist wahrscheinlich die größte Motivation.

Die finanzielle Belastung von Familien, in denen schwer kranke und behinderte Kinder aufwachsen ist vielfach groß, da trotz Sozialversicherungssystem viele Kosten nicht oder nur unzureichend abgedeckt werden. Es wäre eine schöne Geste, wenn Mitarbeiter:innen und Kund:innen der Bank Austria mittels einer Patenschaft die Teilnahme an der Geschwistergruppe ermöglichen könnten. Nicht der finanzielle Status einer Familie soll ausschlaggebend dafür sein, ob ein Kind in den Genuss einer Unterstützung fürs Leben kommt oder nicht. Selbstverständlich wird es bei Interesse auch möglich sein, als Mentor*in aktiv am Gruppengeschehen teilzunehmen.