
Interview mit Simone Heinz-Jahraus und Syliva Aufreiter
„Gewinner des Bank Austria Sozialpreises Oberösterreich 2022“: Wie hört sich das an? Was war Ihre erste Reaktion?
Simone Heinz-Jahraus (StoP Wels): StoP als Gewinner:innen des Bank Austria Sozialpreises Oberösterreich 2022 hört sich großartig an! Die Freude unter uns StoPler:innen ist sehr groß und es ist für uns in Linz und Wels ein großer Erfolg! Die erste Reaktion war Jubel!
Wie haben Sie selbst die letzten Wochen und Tage des Votings erlebt?
Sylvia Aufreiter (StoP Linz): Sehr aufregend war es, von unseren Unterstützer:innen zu erfahren, dass wir beim Voting vorne liegen. Zum Schluss hin war es schon sehr spannend und wir haben sehr mitgefiebert. Es zeigt, dass hinter StoP sehr viele Unterstützer:innen stehen und alle gemeinsam mitgeholfen haben, dass StoP den ersten Platz erreicht! Wir möchten uns auch bei allen sehr herzlich bedanken, die für uns gevotet haben!! Ihr/Sie habt es/haben es möglich gemacht!
Beschreiben Sie bitte noch einmal kurz, was Ihr Projekt ausmacht?
Simone Heinz-Jahraus (StoP Wels): StoP ist ein Gemeinwesenprojekt mit dem Ziel, Gewalt an Frauen und Kindern zu verhindern. Es setzt dort an, wo Gewalt passiert – nämlich am Wohnort. StoP arbeitet mit der Bevölkerung: Wir sensibilisieren und informieren zu Partnergewalt und zeigen, wie eine aktive Nachbarschaft Betroffenen helfen kann. Den Nachbar:innen kommt eine Schlüsselrolle zu – sie geben Wissen und Informationen weiter, werden gegen Gewalt aktiv. StoP animiert, mit zu machen und bringt die Problematik häusliche Gewalt an die Öffentlichkeit. Nur so kann nachhaltig gesellschaftliche Veränderung passieren.
Wie werden Sie das Preisgeld von 6.000 Euro konkret für Ihr Projekt einsetzen?
Sylvia Aufreiter (StoP Linz): Wir werden Workshops für mehr Selbstermächtigung organisieren und durchführen. Egal ob jung oder alt, Frauen wie Männer - alle Menschen sind herzlich willkommen, mit zu machen! Die Workshops stehen allen offen, genau wie die Mitarbeit im Projekt generell. Die Umsetzung von StoP bedeutet: Was sagen. Was tun. Und das werden wir auch in den Workshops umsetzen: Wir unterhalten uns darüber, was es bedeutet, sozialen Mut zu zeigen und werden in entspannter und gemütlicher Atmosphäre Zivilcourage üben. Rollenklischees aufbrechen und der Austausch darüber sind ebenfalls Bestandteile dieser Workshops.
Warum ist es aus Ihrer Sicht notwendig, Projekte ins Leben zu rufen, die einen Nutzen für Kinder/Jugendliche/die Gesellschaft stiften?
Simone Heinz-Jahraus (StoP Wels): Bei einer so hohen Zahl an Femiziden in Österreich (heuer sind es bereits 26 Morde an Frauen) ist es dringend notwendig, einen gesellschaftlichen Klimawandel herbei zu führen. Nur eine aktive Auseinandersetzung mit dem Thema kann zu einer Veränderung in den Köpfen der Menschen beitragen. Das Thema Gewalt ist keine Privatsache und muss vor die Wohnungstüren geholt werden. Genau hier setzt StoP an: Betroffene erreichen so Hilfsangebote besser, Täter merken, dass ihr Umfeld Gewalt nicht mehr toleriert und in der Gesellschaft als Ganzes findet nach und nach Bewusstseinsbildung und ein Umdenken statt. Die Beteiligung der Öffentlichkeit ist für alle Betroffenen also von großem Nutzen.
Fotocredits: © Frauenhaus Wels (als Kooperationspartner von StoP Wels)
Das Projekt
Eingereicht von: Frauenhaus Linz und Frauenhaus Wels als Kooperationspartner von StoP in Linz und Wels
Projektstart: 01.06.2021
Kategorie: Frauenförderung
Social-Media: https://www.stop-partnergewalt.at/
StoP (Stadtteile ohne Partnergewalt) in Linz und Wels verfolgt seit 2021 mit einer Verknüpfung von Gemeinwesen- und Opferschutzarbeit einen neuen Ansatz der Gewaltprävention gegen häusliche Gewalt: StoP setzt genau dort an wo Gewalt passiert, nämlich in der Nachbarschaft. StoP will, gemeinsam mit Bewohner:innen sowie Multiplikator:innen aus Vereinen, Firmen, Bildungseinrichtungen und Politik, häusliche Gewalt gegen Frauen und Kinder bis hin zu Femiziden verhindern und einen „gesellschaftlichen Klimawechsel“ in Nachbarschaft und Stadt herbeiführen. 2021 gab es in Österreich 31 Femizide und 63 Mordversuche gegen Frauen. Häusliche Gewalt darf nicht länger ignoriert und toleriert werden! StoP vermittelt Wissen und Unterstützungsangebote bei Gewalt und will viele Menschen jeglichen Alters, Frauen* und Männer*, durch regelmäßige Treffen sowie Aktionen und Öffentlichkeitsarbeit stärken und ermutigen. Ziel ist es, sich für gleichberechtigte und gewaltfreie Beziehungen einzusetzen.
Das Projekt StoP soll einer breiteren Öffentlichkeit bekannt gemacht und das Interesse für StoP in der Gesellschaft und im Gemeinwesen geweckt werden. StoP verfolgt stets einen partizipativen Zugang: Beteiligte werden unterstützt, für ihre eigenen Interessen einzutreten und sich für ein gewaltfreies Zusammenleben einzusetzen. Mit dem Preisgeld sollen mehr Workshops zum Thema Zivilcourage und Selbstermächtigung anboten werden können.
StoP ist ein Gemeinwesen Projekt, das heißt, alle interessierten Menschen sind eingeladen, mit zu machen und dabei zu sein. Jede und jeder kann sich engagieren. StoP lebt von aktiven Nachbar:innen und Unterstützer:innen: Gewalt kommt in allen Kulturen und Altersschichten vor, deshalb ist jede und jeder herzlich eingeladen, sich zu beteiligen - egal welchen Alters, Geschlechts oder kultureller Herkunft - StoP richtet sich an alle!