Gebremstes Wachstum in Serbien
- Nach ersten Reformerfolgen geringere Wirtschaftsdynamik
- Stabilitätsorientierte Notenbankpolitik als Voraussetzung für weiteres Wachstum
- 2003 Rekord bei Direktinvestitionen, gutes Ergebnis bei Privatisierungen
Das Ergebnis der vorgezogenen Parlamentswahlen vom 28. Dezember 2003 hat nach Einschätzung der Volkswirte der Bank Austria Creditanstalt (BA-CA) nicht zur Überwindung des politischen Stillstands in Serbien beigetragen. Eine Koalitionsregierung der gemäßigten, demokratischen Kräfte scheint zwar wahrscheinlich, allerdings wird es dieser Regierung voraussichtlich an Stabilität und Einigkeit bei der Fortführung der Wirtschaftsreformen fehlen. Dadurch könnte der Reformprozess, der bereits im Frühjahr 2003 durch das Attentat auf Ministerpräsident Djindjic und die nachfolgenden politischen Turbulenzen einen Dämpfer erfahren hat, weiter an Tempo verlieren. „Notwendige Reformen werden – wenn überhaupt - nur mit angezogener Handbremse erfolgen“, sagt Marianne Kager, Chefökonomin der Bank Austria Creditanstalt. „Neben den grundsätzlichen politischen Problemen, wie einer fehlenden gültigen Verfassung und eines gewählten Staatspräsidenten, leidet die Anziehungskraft des Investitionsstandorts Serbien auch an der Tatsache, dass dringend notwendige Wirtschaftsgesetze bisher nicht erlassen wurden“, so Kager weiter.
Für das Jahr 2003 rechnen die Volkswirte der BA-CA mit einem Wirtschaftswachstum von maximal 1,5 Prozent. Im Jahr 2002 betrug der Anstieg des BIP noch 4 Prozent. Den Rückgang führen die Experten der BA-CA vor allem auf die anhaltenden Probleme in der mit veralteter Technik ausgestatteten Industrie zurück. Die mangelnde internationale Konkurrenzfähigkeit verursachte im Industriesektor in den ersten drei Quartalen 2003 im Vergleich zur Vorjahresperiode ein Minus von 3 Prozent. Ausgehend von einer Verbesserung in der Landwirtschaft und einer leichten Erholung in der Industrie erwarten die BA-CA-Ökonomen für 2004 ein Wirtschaftswachstum von 2 bis 3 Prozent, allerdings nur unter der Voraussetzung, dass die Notenbank die stabilitätsorientierte Politik fortsetzt.
Stabilisierungserfolge
„Die hohen Erwartungen, dass die serbische Wirtschaft rasch an die Erfolge in den mittel- und osteuropäischen Reformstaaten anschließen wird können, haben sich zwar nicht erfüllt“, meint Kager, „dennoch hat der Reformprozess der vergangenen Jahre Erfolge aufzuweisen“.
So ist das BIP pro Kopf im Jahr 2003 auf mehr als 1.600 Euro gestiegen und liegt damit um 60 Prozent über dem Tiefststand im Jahr 2000. Die Inflation wurde mit Unterstützung einer vorsichtigen Wechselkurspolitik, die auf eine stabile Entwicklung des Dinars gegenüber dem Euro abzielt, unter Kontrolle gebracht. Die Teuerungsrate bei Verbraucherpreisen ging von fast 100 Prozent im Jahr 2001 auf durchschnittlich 10 Prozent im Jahr 2003 zurück. Die Devisenreserven betragen mittlerweile bereits 3 Milliarden Euro, was einer Importdeckungsquote von über 4 Monaten entspricht.
Die Sanierung des Bankensektors, der zunehmend von ausländischen Kreditinstituten geprägt wird, konnte erfolgreich abgeschlossen und die Privatisierung eingeleitet werden. In anderen Branchen ist der Privatisierungsprozess bereits weit vorangeschritten. Insbesondere bei größeren Unternehmen, beispielsweise in der Tabakindustrie, haben sich ausländische Investoren engagiert. Für das Jahr 2003 rechnen die BA-CA-Experten mit einem Rekordzustrom an ausländischen Direktinvestitionen von rund 1 Milliarde Euro. „Angesichts der politischen Unsicherheiten kann 2004 jedoch nicht mit einer Wiederholung dieses guten Ergebnisses gerechnet werden“, meint Kager abschließend.
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