Branchenbericht der Bank Austria Volkswirtschaft:
Baukonjunktur zeigt deutliche Risse
- 2009 und 2010 wird die Bauproduktion um wenigstens 2 Prozent pro Jahr sinken
- Zugleich steigt die Arbeitslosigkeit am Bau um mehr als ein Drittel
- Hohe Einbußen im Wirtschaftsbau; Konjunkturstützen sind der Tiefbau und der öffentliche Hochbau
- Angespannte Insolvenzsituation der Branche wird sich mit der Konjunkturerholung nicht lockern
Die Bauwirtschaft in Österreich steht ebenso wie in ganz Europa vor zwei, drei schwierigen Jahren. Auch wenn die Produktionseinbußen moderat bleiben, wird die Arbeitslosigkeit am Bau deutlich zunehmen. Das ist die Conclusio eines aktuellen Branchenberichtes der Bank Austria Volkswirtschaft. Bereits im Jänner 2009 wurden um 12 Prozent mehr Arbeitslose in dieser Gruppe als im entsprechenden Vorjahresmonat verzeichnet, im Februar waren es um 32 Prozent und im März um 41 Prozent mehr. Im Jahresdurchschnitt 2009 wird die Bauarbeitslosigkeit über ein Drittel steigen. Die hohen Zuwächse der Arbeitslosenzahlen am Bau sind überwiegend eine Folge der Kapazitätsanpassungen an die schwache Nachfrage, müssen aber auch vor dem kräftigen Rückgang in den letzten Jahren gesehen werden. In den vergangenen drei Baujahren ist nicht nur die Produktionsleistung der Branche preisbereinigt um durchschnittlich 9 Prozent im Jahr gestiegen; insgesamt erreichte der Produktionswert des Sektors 2008 40 Milliarden Euro. Zugleich ist die Beschäftigung seit zehn Jahren erstmals wieder gestiegen, um knapp 2 Prozent im Jahr auf 248.000 Personen, und die Zahl der arbeitslosen Bauarbeiter auf ein Rekordtief gefallen, auf 22.000 Personen im Jahresdurchschnitt 2008.
Obwohl die Konjunkturmaßnahmen der Bundesregierung die zu erwartenden Nachfrageausfälle 2009 und 2010 abfedern, muss dennoch mit einem realen Produktionsminus von wenigstens 2 Prozent im Jahresdurchschnitt gerechnet werden. Die Einbußen bleiben im internationalen Branchenvergleich und vor allem im Vergleich zu investitionsnahen Industriebranchen in Österreich selbst moderat. "Die Baurezession wird den Arbeitsmarkt deutlich belasten, vor allem weil die nachhaltige Erholung der Baukonjunktur auf sich warten lässt. Österreichs Bauwirtschaft wird auch nach 2010 nicht mehr an das Hoch der vergangenen Jahre anschließen können." sagt Branchenanalyst Günter Wolf.
Der Rückgang der Branchenkonjunktur wird den Hochbau, insbesondere den Wirtschaftsbau, am stärksten treffen. Industrie und Gewerbe schränken ihre Investitionen erheblich ein. Die Impulse von Seiten der öffentlichen Hand können 2009 und 2010 einen Produktionsrückgang im Bereich von 5 Prozent preisbereinigt im Jahr nicht verhindern. Die Einbußen, die im Wohnungsneubau zu erwarten sind, werden durch steigende Sanierungsinvestitionen in der Sparte kompensiert. Letztendlich bleibt der Tiefbau die Wachstumsstütze der Bauwirtschaft in den nächsten zwei Jahren. Die zusätzlichen öffentlichen Investitionsprogramme werden die Tiefbaukonjunktur nicht nur stabilisieren sondern 2009 und 2010 voraussichtlich für ein Produktionsplus von durchschnittlich 2 Prozent sorgen.
"Die Bauwirtschaft zählt zu den gründungsintensivsten aber auch zu den insolvenzanfälligsten Branchen", so Bank Austria Ökonom Wolf, "Die Insolvenzquote liegt im Baubereich mit 3 Prozent weit über dem Durchschnitt der österreichischen Wirtschaft von 1,2 Prozent." Die Daten des KSV1870 zeigen, dass die Zahl der Insolvenzen auch vor dem Hintergrund einer hervorragenden Baukonjunktur der letzten Jahre kaum gesunken ist. Mit dem Wirtschaftsabschwung wird sich die Insolvenzsituation in der Branche erheblich verschlechtern. Zudem ist mit keiner Entspannung der Insolenzsituation nach der neuerlichen Erholung der Baukonjunktur zu rechnen, da spätestens ab 2011 die Beschränkungen der Arbeitnehmerfreizügigkeit im Baugewerbe für die neuen EU-Mitglieder fallen und sich dann der Konkurrenzdruck in der Branche noch verschärft.
Rückfragen: Bank Austria Pressestelle Österreich Tiemon Kiesenhofer, Tel. +43 (0)5 05 05 DW 52819;
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