UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator:
Nach Konjunkturtiefpunkt 2020 leichte Erholung für 2021 erwartet
- Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator erreichte im Dezember 2019 erneut nur 1,4 Punkte; damit lag der Indikator unverändert zum Vormonat auf einem 4-Jahres-Tief
- Die Rezession in der Industrie drückte das Wirtschaftswachstum im letzten Quartal 2019 auf rund 1 Prozent im Jahresvergleich; für das Gesamtjahr dürfte der Anstieg des BIP nur noch 1,5 Prozent betragen haben, nach 2,4 Prozent 2018
- Die Fortsetzung der globalen Konjunkturabschwächung begrenzt das Wirtschaftswachstum in Österreich 2020 auf 1 Prozent. 2021 wird es eine allmähliche Erholung geben
- Die Arbeitslosenquote steigt 2020 erstmals seit 2015 wieder leicht auf 7,5 Prozent an
- Nach 1,5 Prozent im Jahresdurchschnitt 2019 werden die Inflationskräfte weiter kaum spürbar sein, zudem unterstützt ein moderater Ölpreis eine niedrige Inflation von 1,5 Prozent 2020 und 1,8 Prozent 2021
Die Konjunkturlage in Österreich ist seit rund einem halben Jahr weitgehend unverändert. „Nach dem starken Einbruch in den ersten Monaten stabilisiert sich seit Mitte 2019 die Konjunkturstimmung in Österreich. Gedämpft durch die Einflüsse des schwächeren globalen Handels hat die heimische Wirtschaft jedoch deutlich weniger Schwung als in den vergangenen drei Jahren. Mit 1,4 Punkten liegt der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator zum Jahreswechsel 2019/20 erneut am 4-Jahres-Tief vom November“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer.
Auch im Durchschnitt des Schlussquartals 2019 beträgt der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator 1,4 Punkte und weist damit für den Jahresausklang auf das schwächste Wirtschaftswachstum des Jahres hin. Die Rezession in der Industrie konnte durch gut laufende Wirtschaftsbereiche, wie den Dienstleistungs- und Bausektor, schwerer als in den Vorperioden kompensiert werden. „Wir gehen davon aus, dass sich das Wirtschaftswachstum in Österreich im vierten Quartal 2019 weiter auf rund 1 Prozent im Jahresvergleich verlangsamt hat. Nach noch durchschnittlich 1,8 Prozent in den ersten drei Quartalen ergibt sich im Jahresdurchschnitt 2019 ein geschätzter BIP-Anstieg von 1,5 Prozent. Damit hat das abgelaufene Jahr die geringste Wachstumsdynamik seit 2015 aufgewiesen“, meint Bruckbauer.
Positive Signale
„Zum Jahreswechsel ist die Konjunkturstimmung in Österreich zwar auf dem tiefsten Wert seit vier Jahren geblieben, zeigt jedoch in Details etwas Aufwärtstendenz. Sowohl die Industriestimmung als auch die Laune der österreichischen Konsumenten hat sich etwas aufgehellt“, so Bruckbauer. Nachdem sich Anzeichen einer Entspannung des Handelskonflikts zwischen den USA und China gezeigt haben und auch die Unsicherheit bezüglich des EU-Austritts des Vereinigten Königreichs vorläufig reduziert hat, blickte die heimische Industrie im Dezember etwas weniger pessimistisch in die Zukunft. Durch die anhaltende Schwäche von Teilen der deutschen Industrie stehen die österreichischen Betriebe besonderen Herausforderungen gegenüber. Die zwischenzeitliche Überwindung des Tiefpunkts der globalen Handelsdynamik dürfte jedoch positiv ausstrahlen. Angesichts der weiterhin günstigen Lage am heimischen Arbeitsmarkt hat sich zum Jahreswechsel auch der Optimismus der heimischen Konsumenten wieder etwas erhöht. Dagegen setzt sich im Dienstleistungssektor die Abkühlung der Stimmung weiter fort, die mittlerweile sogar etwas unter dem langjährigen Durchschnittswert gesunken ist. Auch die Bauwirtschaft hat das Stimmungshoch mittlerweile klar hinter sich gelassen, die hohe Auslastung und die gute Auftragslage halten die Baukonjunktur bei ungebrochen günstigen Finanzierungsbedingungen jedoch sehr gut in Schwung.
Konjunkturtiefpunkt 2020
Die österreichische Wirtschaft startete deutlich verhaltener ins neue Jahr als im Vorjahr. Maßgeblich ist die Zweiteilung der Konjunktur gekennzeichnet zum einen von der Schwäche der globalen Wirtschaft und zum anderen von einer starken Inlandsnachfrage, angetrieben vom privaten Konsum. Nach der sich derzeit abzeichnenden Stabilisierung des globalen Handels und Signalen der Entspannung dürfte sich im späteren Jahresverlauf 2020 die internationale Konjunktur aber erneut etwas verlangsamen. Der zyklische Abschwung in den USA wird durch anhaltende Handelshemmnisse und einer rückläufigen Unternehmensrentabilität verstärkt, so dass das Risiko einer Rezession in der zweiten Jahreshälfte 2020 für die USA gegeben ist.
Damit zeichnet sich auch für die exportorientierte österreichische Wirtschaft eine leichte Abkühlung ab, die über den Außenhandel auf die Investitionsdynamik überspringen wird. Zudem nimmt aufgrund des geringeren Neugeschäfts bereits die Kapazitätsauslastung ab und verringert den Bedarf an Erweiterungsinvestitionen. Trotz der weiterhin günstigen Finanzierungsbedingungen ist daher 2020 mit einer Flaute insbesondere der Ausrüstungsinvestitionen zu rechnen, während die Bauinvestitionen weiterhin eine Wachstumsstütze bleiben werden, wenn auch mit weniger Kraft. Der Konsum wird 2020 folglich der bestimmende Wachstumsträger der österreichischen Wirtschaft sein. Dazu trägt die Entwicklung am Arbeitsmarkt bei mit einem weiteren Anstieg der Beschäftigung und spürbaren Reallohnzuwächsen. Zusätzliche fiskalische Impulse unter anderem durch die Senkung der Krankenversicherungsbeiträge für Geringverdiener, die deutliche Pensionsanhebung und die Valorisierung des Pflegegelds werden eine leichte Verlangsamung der Konsumdynamik jedoch nicht verhindern können.
„Mit einen Anstieg des BIP um 1 Prozent wird das Jahr 2020 nach unserer Einschätzung den Tiefpunkt des laufenden Konjunkturzyklus markieren. Erst gegen Jahresende 2020 dürfte in Österreich über die Weltwirtschaft eine Konjunkturwende einsetzen, die im Jahr 2021 eine moderate Erholung mit einer leichten Beschleunigung des Wirtschaftswachstums auf 1,3 Prozent in Sicht bringt“, meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.
Wende am Arbeitsmarkt
Infolge der guten Konjunktur hat sich in den vergangenen Jahren die Arbeitslosenquote von über 9 Prozent auf 7,4 Prozent im Jahresdurchschnitt 2019 verringert. Im Jahresverlauf 2019 hat sich der Verbesserungstrend zwar verlangsamt, ist jedoch, unterstützt durch die gute Baukonjunktur und eine ausgezeichnete Tourismussaison, auch gegen Jahresende nicht ausgelaufen. Das Beschäftigungswachstum hat sich aufgrund der nachlassenden Konjunktur mittlerweile auf 1 Prozent im Jahresvergleich halbiert.
„Mit rund 30.000 Personen wird der Anstieg der Beschäftigung 2020 voraussichtlich zu gering sein, um das zusätzliche Arbeitskräftepotenzial, das vor allem durch Zuzug in den vergangenen zehn Jahren durchschnittlich um mehr als 50.000 pro Jahr gestiegen ist, am Arbeitsmarkt vollständig unterzubringen. Wir gehen daher von einem leichten Anstieg der Arbeitslosenquote auf 7,5 Prozent im Jahresdurchschnitt 2020 aus. 2021 sollte die Konjunktur dann wieder ausreichend stark sein, um eine Stabilisierung der Arbeitslosenquote zu ermöglichen“, so Pudschedl.
Leichter Aufwärtstrend der Inflation
Die Inflation betrug zum Jahreswechsel 2019/20 bedingt durch die nachlassende Konjunktur und den moderaten Ölpreis nur knapp über 1 Prozent im Jahresvergleich. Im Jahresdurchschnitt 2019 ergab sich eine geschätzte Inflationsrate von 1,5 Prozent. Damit war die Teuerung 2019 die niedrigste der vergangenen drei Jahre. Mit durchschnittlich 57 USD bzw. 50 Euro pro Barrel wird der Ölpreis abgesehen von zwischenzeitlichen Schwankungen 2020 voraussichtlich um rund 10 Prozent niedriger sein als im Vorjahr und damit die Inflation in Österreich etwas dämpfen. Zudem werden durch das geringere Wirtschaftswachstum kaum inflationstreibende Kräfte frei. „Wir gehen für 2020 von einer Inflation von durchschnittlich 1,5 Prozent aus, wobei sich von niedrigen Werten knapp über 1 Prozent zu Jahresbeginn eine leicht steigende Tendenz im Jahresverlauf zeigen dürfte. Die relativ hohen Lohnabschlüsse verstärken über den Anstieg der Lohnstückkosten den Preisauftrieb und auch der starke private Konsum wird zu einem nachfrageseitigen Preisauftrieb beitragen, der die Inflation 2021 leicht auf 1,8 Prozent erhöhen dürfte“, erwartet Pudschedl.
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UniCredit Bank Austria Economics & Market Analysis Austria
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