BA-CA Analyse: Rumänien – Auf dem Weg in die EU
- Deutliche Fortschritte bei EU-Verhandlungen
- Konjunkturmotor läuft auf Hochtouren
- Rekordzustrom von Direktinvestitionen erwartet
Der am 6. Oktober 2004 erscheinende Fortschrittsbericht der Europäischen Kommission über Rumänien wird mit Spannung erwartet. Die Verleihung des Gütesiegels einer funktionierenden Marktwirtschaft scheint so gut wie sicher. Die EU-Mitgliedschaft Rumäniens im Jahre 2007 rückt damit in greifbare Nähe.
Mit der breiten Unterstützung der Bevölkerung im Rücken verfolgt die Regierung von Premier Nastase seit ihrem Amtsantritt im Herbst 2000 konsequent einen reformorientierten Wirtschaftskurs. Die Aussicht, womöglich schon im Jahr 2007 der EU beizutreten, ist dabei richtungsweisend für die Regierungsarbeit. Die jüngsten Fortschritte Rumäniens bei der Strukturreform (z.B. Privatisierung der nationalen Ölgesellschaft Petrom), lassen erwarten, dass Rumänien am 6. Oktober 2004 eine funktionierende Marktwirtschaft bescheinigt wird. "Eine negativ ausfallende Entscheidung der Kommission wäre eine Überraschung, mit der Konsequenz der Gefährdung des anvisierten Beitrittstermins 2007", so Marianne Kager, Chefvolkswirtin der Bank Austria Creditanstalt (BA-CA).
Um den in Aussicht gestellten Beitrittstermin 2007 nicht aus den Augen zu verlieren, ist neben der weiteren Forcierung der Struktur- und Verwaltungsreform auch die konsequente Vorantreibung der Beitrittsverhandlungen mit der EU und der Abschluss aller Verhandlungskapitel bis Ende 2004 unabdingbar. Nach der erfolgreichen Finalisierung dreier Verhandlungskapitel im Juni 2004 (Landwirtschaft, Finanz- und Haushaltsbestimmungen, Energie), konnte Rumänien im September zwei weitere Kapitel (Freier Dienstleistungsverkehr, Regionalpolitik) - und damit 27 von insgesamt 31 Kapiteln - abschließen. "Mit vier verbliebenen Kapiteln, nämlich Wettbewerb, Justiz und Inneres, Umweltschutz und Sonstiges, bleibt das Regierungsziel, die Beitrittsverhandlungen mit der EU bis zum Jahresende 2004 abzuschließen und damit den Weg zur EU- Mitgliedschaft bereits im Jahr 2007 zu ebnen, in Reichweite", so Kager.
Positiver Ausblick
Die wirtschaftlichen Aussichten für die kommenden Jahre sind nach Ansicht der BA-CA Volkswirte ermutigend. Im Durchschnitt der vergangenen drei Jahre wuchs die rumänische Wirtschaft trotz der schwierigen globalen Wirtschaftslage um beachtliche 5,2 Prozent. Mit einer Zuwachsrate des BIP von knapp 6 Prozent real wird die Wirtschaft 2004 sogar die Wachstumsdynamik der Vorjahre übertreffen, und im Jahr 2005 dürfte das BIP erstmals das Niveau von 1989 übersteigen. Der rückläufige Inflationstrend bleibt trotz der weiteren Notwendigkeit von Preis- und Steueranpassungen intakt. Die Zurückdrängung der Inflation in den einstelligen Bereich bereits zu Jahresende 2004 ist realistisch. Die in den letzten Jahren mehrmals unter Beweis gestellte Haushaltsdisziplin der Regierung wird auch in den kommenden Jahren ihre Fortsetzung finden. Das Voranschreiten der Strukturreformen (Restrukturierung und Privatisierung von Staatsunternehmen) wird dabei den Druck auf das Budget mildern.
Attraktiv für ausländische Direktinvestitionen
Mit der zunehmenden Stabilität des makroökonomischen Umfeldes wird Rumänien für ausländische Investoren immer interessanter. Obwohl der Zufluss ausländischer Direktinvestitionen (FDI) nach Rumänien im Vergleich zu anderen zentral- und osteuropäischen Ländern noch eher bescheiden ist, ist damit zu rechnen, dass das Volumen der FDI in den kommenden Jahren vor dem Hintergrund des näherrückenden EU-Beitritts deutlich steigen wird. Angesichts ermutigender Fortschritte bei der Privatisierung von Staatsunternehmen, wie der Ölgesellschaft Petrom, der Energieversorger Electrica Dobrogea und Electrica Banat sowie der Gasunternehmen Distrigaz Sud und Distrigaz Nord, erwarten die BA-CA Ökonomen sogar im laufenden Jahr schon einen Rekord-FDI-Zustrom von bis zu drei Milliarden Euro.
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