BA-CA Studie: Osteuropäische Bankenmärkte mit hohem Wachstumspotenzial
- Kräftiges Ansteigen des Kredit- und Einlagevolumens bis 2013.
- Wachsende Bedeutung von alternativen Anlageprodukten.
- Osteuropäische Banken profitabler als westeuropäische.
Die zentral- und osteuropäischen Länder, die am 1. Mai 2004 der EU beitreten, haben die Transformation ihrer Bankenmärkte weitgehend abgeschlossen. Sie weisen ein saniertes und großteils privatisiertes Bankwesen mit hohem Wachstumspotenzial auf. Die erwartete makroökonomische Entwicklung und der weitere Aufholprozess im Bankwesen lassen in den nächsten zehn Jahren ein Wachstum der Kredite von 14 Prozent p.a. erwarten. Bei den Einlagen ist mit einem Wachstum von 10 Prozent p.a. zu rechnen. Die steigende Bedeutung alternativer Veranlagungen kann außerdem bei entsprechender Nutzung das Ertragswachstum der Banken deutlich stärken.
Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie der Bank Austria Creditanstalt (BA-CA), die am 18. April im Rahmen der internationalen EBRD-Tagung in London präsentiert wurde. Untersucht wurden die Bankenmärkte in der Tschechischen Republik, Slowakei, Ungarn, Slowenien, Polen, Estland, Lettland, Litauen, Bulgarien, Rumänien und Kroatien. Die Studie mit dem Titel „Banking in CEE“ enthält detaillierte Länderanalysen und ist im Internet unter http://economicresearch.ba-ca.com / Publikationen / Report Xplicit kostenlos abrufbar.
Status quo
Trotz der Entwicklungen und Erfolge der vergangenen Jahre weist das Bankwesen in Zentral- und Osteuropa im Vergleich zur EU noch relativ bescheidene Dimensionen auf. Rund 300 Banken erzielen derzeit eine aggregierte Bilanzsumme von 350 Milliarden Euro. Dies entspricht 2,4 Prozent der konsolidierten Bilanzsumme aller Banken im Euroraum. Der Konzentrationsgrad, d.h. der Marktanteil der fünf größten Banken, liegt in den meisten der untersuchten Länder mit 62 Prozent leicht über dem Euroraumschnitt von 54 Prozent.
Die Zahl der Einwohner pro Bankbeschäftigtem liegt mit 274 noch deutlich über dem EU-Schnitt von 136 und zeigt damit ebenfalls die noch vorhandene Unterversorgung. Mit lediglich 1,4 Millionen Euro assets per employee erreicht das Volumen pro Mitarbeiter nur 16 Prozent des EU-Niveaus, was deutlich niedriger ist als der Einkommens-unterschied (23 Prozent) erwarten ließe und damit nach Meinung der BA-CA noch Spielraum für Effizienzsteigerungen bietet.
„Trotzdem arbeiten die Banken in Zentral- und Osteuropa profitabler als jene im Westen, besonders wenn man das Verhältnis von Gewinn zu Bilanzsumme betrachtet, das in Westeuropa bei 0,4 Prozent, in der Region Zentral- und Osteuropa aber bei 1 Prozent liegt“, so Marianne Kager, Chefökonomin der BA-CA.
Ausblick
Nach Meinung der BA-CA weisen viele Indikatoren darauf hin, dass der Bankenmarkt in Zentral- und Osteuropa die Dynamik der letzten Jahre weiterhin beibehalten wird. „Der Nachholbedarf ist immer noch enorm,“ meint Kager, „allein die Kredite werden aller Voraussicht nach um 14 Prozent pro Jahr anwachsen, Einlagen um 10 Prozent.“
Die BA-CA rechnet damit, dass sich die Einkommen in CEE in den nächsten zehn Jahren verdoppeln werden (CEE 2003: 4.800 Euro/Kopf; Euroraum: 23.700 Euro/Kopf). Damit steigt das Geldvermögen, das jetzt selbst in den "wohlhabenderen" Ländern Polen, Ungarn und Tschechien bei lediglich 2.400 Euro/Einwohner liegt und somit nur 8 Prozent des Euroraumschnitts beträgt. In der gesamten Region liegt das Geldvermögen bei rund 1.900 Euro/Einwohner.
Aufholbedarf ortet Kager insbesondere bei Privatkrediten, deren Gesamtvolumen mit 12 Prozent des BIP (49 Prozent im Euroraum) äußerst gering ist. Dementsprechend zeigt dieser Bereich besondere Dynamik: Lag das gesamte Kreditwachstum in Zentral- und Osteuropa in den letzten drei Jahren mit 12 Prozent schon deutlich über dem Euroraum mit 4 Prozent, so bestätigten die Privatkreditwachstumszahlen von jährlich rund 20 Prozent (Euroraum 6 Prozent) das Potenzial der Region. Trotzdem bleibt das Niveau mit rund 550 Euro pro Einwohner weit unter dem Euroschnitt von 11.500 zurück, und selbst die Länder mit den höchsten Werten, nämlich Kroatien (1.653 Euro) und Slowenien (1.364 Euro), liegen erst bei 14 bzw. 12 Prozent des Euroraums.
Weiterer Nachholbedarf besteht nach Ansicht der BA-CA-Ökonomen bei alternativen Finanzprodukten. „Noch deutlicher als im Euroraum dominieren in Zentral- und Osteuropa die Einlagen,“ so Kager, „doch es bieten sich gewaltige Potenziale bei alternativen Finanzprodukten.“ Die Erfahrungen in den Ländern der „alten“ EU zeigen, dass Einlagen nicht gegen andere Assets getauscht werden. Primär würden diese Produkte bei der Neuveranlagung bevorzugt. Für die Banken in Zentral- und Osteuropa sei es daher wichtig, in Geschäftsfeldern wie Assetmanagement, Verkauf von Lebensversicherungen und Pensionsvorsorge Fuß zu fassen. Die damit verbundene Steigerung des non-interest income und weitere Effizienzsteigerungen werden helfen, den noch zu erwartenden weiteren Rückgang der Zinsmargen zu kompensieren. Allerdings liegt die Zinsmarge für viele Produkte in Zentral- und Osteuropa heute bereits auf dem gleichen Niveau wie im Euroraum. Parallel zur weiteren Verbesserung des makroökonomischen Umfelds und bei sinkenden Margen vor allem im Einlagenbereich werden die Banken ihr höhermargiges Kreditgeschäft ausweiten.
Insgesamt dürften damit die Top-Banken in Zentral- und Osteuropa in den nächsten Jahren einen höheren Return on Asset erreichen als der Durchschnitt der EU-15. „Es werden jene Banken künftig von der Marktdynamik profitieren, die äußerst effizient operieren, ihre Produktivität steigern und das richtige Instrumentarium für die Risikosteuerung haben“, resümiert Kager.
BA-CA auf Expansionskurs
Die Bank Austria Creditanstalt (BA-CA) hat das hohe Potenzial der Länder Zentral- und Osteuropas (CEE) bereits früh erkannt und seit Anfang der 90er Jahre ihr Netzwerk kontinuierlich ausgebaut. „Die BA-CA war eine der ersten internationalen Banken, die in Osteuropa Fuß gefasst haben. Von unserem First Mover Advantage profitieren wir noch heute. Jetzt ist die Region unser Kernmarkt“, sagt Regina Prehofer, im Vorstand der BA-CA für Zentral- und Osteuropa zuständig.
Die BA-CA verzeichnet in CEE weiterhin rasches Wachstum. Im vergangenen Jahr ist die Anzahl der Kunden der BA-CA in der Region um 500.000 auf insgesamt vier Millionen gestiegen. Die Tochterbanken in CEE haben ihr Ergebnis vor Steuern von 281 Millionen Euro (2002) auf 321 Millionen Euro (2003) gesteigert. Die Bank ist heute mit Niederlassungen in elf Ländern vertreten und betreibt damit das führende internationale Bankennetzwerk in der Region.
Marktführer
In der Tschechischen Republik, in Ungarn, Slowenien und der Slowakei zählt die BA-CA zu den führenden Finanzdienstleistern im Firmenkundengeschäft. Im Bereich Trade Finance CEE rangiert das Netzwerk der BA-CA auf Platz 1. Darüber hinaus ist die BA-CA der wichtigste Finanzierungspartner der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) in Zentral- und Osteuropa.
„Die Geschichte der BA-CA ist eine Erfolgsstory, die wir fortsetzen. Wir werden unser Netzwerk in der Region weiter ausbauen“, meint BA-CA-Vorstand Prehofer. „Vor allem im Bereich Privatkredite sehen wir noch hohes Wachstumspotenzial. Das werden wir nützen“, so Prehofer weiter.
Die Zuwachsraten im Bereich Privatkredite lagen in den vergangenen fünf Jahren in Polen, der Tschechischen Republik und in Ungarn bei 20 Prozent und mehr. Nachgefragt wurden vor allem Konsumkredite und Finanzierungshilfen für den Autokauf. Neuerdings geht der Trend verstärkt in Richtung Hypothekardarlehen und Kreditkartengeschäft. „Das Neugeschäft bei Hypothekardarlehen ist bei unserer tschechischen Tochterbank im vergangenen Jahr um mehr als 100 Prozent gestiegen. In Polen sind wir in der Sparte Hypothekardarlehen Nummer 2 und haben damit einen Marktanteil von 17 Prozent“, so Prehofer. Im Kreditkartengeschäft belegt die BA-CA in der Tschechischen Republik Platz 3, in Kroatien ist sie mit ihrer Tochterbank HVB Splitska banka klarer Marktführer.
Multi-Channel Banking
Künftig setzt die BA-CA in Zentral- und Osteuropa verstärkt auf Mulit-Channel Banking. „In Österreich haben wir exzellente Erfahrungen mit dem mobilen Vertrieb gemacht, weshalb wir das System auch schon in der Slowakei, der Tschechischen Republik, in Bulgarien und Kroatien gestartet haben. Die restlichen Länder folgen“, kündigt Prehofer an. Der Ausbau von Call-Centern sowie Internet- und GSM-Banking-Diensten runden das Multi-Channel-Angebot der BA-CA in Zentral- und Osteuropa ab.
Rückfragen: Bank Austria Creditanstalt
International Media Relations
Edith Holzer, Tel. +43 (0)5 05 05-57126
E-Mail: edith.holzer@ba-ca.com