23.05.2003

Südosteuropa am Weg zum Wachstumsspitzenreiter in Osteuropa

  • Wirtschaftsdynamik höher als bei EU-Beitrittskandidaten
  • Bankenmarkt mit hohem Wachstumspotenzial

Südosteuropa (SEE) hat sich in den letzten Jahren zur der Wachstumsregion innerhalb der osteuropäischen Wachstumsmärkte entwickelt. Die SEE-Region umfasst die beiden EU-Beitrittskandidaten für 2007, Bulgarien und Rumänien, sowie Kroatien, Serbien und Montenegro, Albanien, Bosnien und Herzegowina und Mazedonien. Das Wirtschaftswachstum in Südosteuropa betrug 2002 durchschnittlich 4,5 Prozent. Im Vergleich dazu beträgt das Wachstum der acht EU-Beitrittskandidaten 2,4 Prozent.
"Damit erreichte die Wachstumsdynamik in Südosteuropa derzeit einen fast doppelt so hohen Wert wie in den acht Ländern Mittel- und Osteuropas, die im Jahr 2004 der Europäischen Union beitreten werden“, meint Marianne Kager, Chefökonomin der Bank Austria Creditanstalt (BA-CA) im Rahmen des World Economic Forums in Athen.

Der hohen Dynamik in der Region steht derzeit jedoch noch eine relativ geringe Wirtschaftskraft gegenüber. Im Gegensatz zu den acht EU-Beitrittskandidaten hat die Wirtschaft Südosteuropas nicht nur unter den Problemen der Transformation in eine Marktwirtschaft gelitten. Zusätzlich wurde sie durch Konflikte und Kriege belastet. Auch die Teilung des ehemaligen Jugoslawiens, verbunden mit der Auflösung des einheitlichen Wirtschaftsraums und der Unterbrechung der bisherigen Handelsströme, wirkte negativ. "Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf erreicht in Südosteuropa derzeit mit durchschnittlich 2.100 Euro nur 35 Prozent des Niveaus der EU-Beitrittskandidaten“, sagt Kager. In Kroatien ist das BIP pro Kopf mit 5.270 Euro mehr als doppelt so hoch wie in Rumänien, dem Land in der Region mit dem zweithöchsten Wert. Das Wohlstandsniveau in Südosteuropa zeigt eine relativ ausgeglichene Bandbreite von 1.300 (Serbien und Montenegro) bis 2.100 (Rumänien) Euro.

Wirtschaftliche Stabilisierung
Die politische Beruhigung hat Südosteuropa auch wirtschaftliche Stabilisierung gebracht.  Damit ist die Region auf dem Weg vom wirtschaftlichen Nachzügler zum Wachstumsspitzenreiter in Osteuropa. Hohe Wechselkursstabilität und die deutlich gesunkene Inflation ergeben ein verbessertes Geschäftsumfeld für internationale Investoren. Basis dafür sind die Umgestaltung des Rechtsrahmens, die Erhöhung der Rechtssicherheit sowie die Beschleunigung der Privatisierung. Der Zufluss an ausländischen Direktinvestitionen nach Südosteuropa beträgt 3,5 bis 4 Milliarden Euro pro Jahr.
"Der Kapitalzustrom aus dem Ausland wird sich in den nächsten Jahren noch erhöhen. Die großen Privatisierungen im Bereich Industrie und Versorgungsunternehmen werden erst erfolgen“, so die BA-CA Chefökonomin.

Mit der politischen und wirtschaftlichen Einbindung der Beitrittskandidaten ins neue Europa ist mittelfristig mit einer hohen Wachstumsdynamik in der Region zu rechnen. Diese wird den wirtschaftlichen Aufholprozess Südosteuropas gegenüber den alten und neuen EU-Mitgliedern beschleunigen. "Die Region Südosteuropa wird mit durchschnittlichen Wachstumsraten von 5 Prozent der Zukunftsmarkt am europäischen Kontinent sein", meint Kager.

Funktionstüchtiger Bankensektor etabliert sich
Mit der gesamtwirtschaftlichen Stabilisierung hat auch die Entwicklung des Bankensektors große Fortschritte gemacht. Strikte Reformmaßnahmen, wie die Restrukturierung und Privatisierung vieler staatlicher Banken, die Schließung insolventer Institute, die konsequente Lösung der Probleme hinsichtlich uneinbringlicher Kredite sowie die Installierung moderner Bankwesengesetze und einer strengen Bankenaufsicht, haben mittlerweile einen funktionstüchtigen Bankensektor entstehen lassen. Der Eintritt ausländischer Banken, die in einigen Ländern sogar den Markt dominieren, hat wesentlich zur Vertrauensbildung in der Bevölkerung beigetragen. Gemessen an den gesamten Aktiva sind zwei Drittel des südosteuropäischen Bankenmarkts in ausländischer Hand. Den höchsten Anteil weist diesbezüglich der kroatische Markt mit über 90 Prozent auf.

Mit 55 Millionen Einwohner ist Südosteuropa ein beachtlicher Markt. Diesem Potenzial trägt auch die Bank Austria Creditanstalt in ihrer Geschäftsausrichtung Rechnung. Die BA-CA ist in Rumänien, Serbien und Montenegro, Slowenien sowie Bosnien und Herzegowina mit einer Tochterbank vertreten. Im Vorjahr hat sie mit der Übernahme der Splitska Banka in Kroatien und der bulgarischen Biochim in der Region stark expandiert. Zuletzt hat die BA-CA im März 2003 eine Repräsentanz in Mazedonien eröffnet. Die Bank Austria Creditanstalt etabliert sich damit als eine der führenden ausländischen Banken in Südosteuropa.
"Die hohe Wachstumsdynamik in der Region lässt in Verbindung mit dem bestehenden Nachholbedarf der Bevölkerung für Bankdienstleistungen ein dynamisches Wachstum des Bankensektors erwarten“, fasst Kager zusammen.

Rückfragen:  Bank Austria Creditanstalt Group Public Relations
Walter Graßl, Tel. +43 (0)5 05 05 DW 57126
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