Wie nachhaltig ist der Börsenfrühling?
News aus dem Asset Management der Bank Austria Creditanstalt:
- Kurzer Irakkrieg und positive Berichtssaison unterstützen Aktienkurse.
- Konjunktur in Europa und in den USA machen nachhaltigen Turnaround unsicher.
An den internationalen Börsen macht sich seit Mitte März, trotz einer gewissen Konsolidierung in der Vorwoche, Frühlingserwachen breit.
Seit den Tiefständen vom 12. März (unmittelbar vor dem Ultimatum an Saddam Hussein) haben die internationalen Standardwerteindizes mit Ausnahme des japanischen Aktienmarktes deutlich zweistellig zugelegt und erstmals seit 1999 ging der US-Markt mit einer positiven Jahresperformance in den Mai. Grundsätzlich scheint der Optimismus wieder an die Börsen zurückgekehrt zu sein. Es fällt jedoch auf, dass diese Erholung an den Aktienmärkten nicht zu einem größeren Verkaufsdruck bei Anleihen geführt hat. Der Rentenmarkt zeigt an, dass an der Schnelligkeit der Erholung noch Zweifel bestehen und ein rasch einsetzender kräftiger Konjunkturaufschwung nicht das Basisszenario darstellt. Ein Rückgang der Credit-Spreads deutet jedoch auch darauf hin, dass sich die finanzielle Situation vieler Unternehmen verbessert.
An die Erleichterung durch einen kürzer als allgemein erwarteten Krieg und somit verringerter Unsicherheit für die Preisentwicklung des wohl wichtigsten Rohstoffes Erdöl, schloss die Berichtssaison der Unternehmen für das abgelaufene erste Quartal 2003 an. Die veröffentlichten Zahlen fielen in Summe sehr positiv aus und lieferten weitere Unterstützung für die Aufwärtsbewegung der Aktienkurse. Zu Beginn der Berichtsperiode betrugen die Schätzungen für das Gewinnwachstum der amerikanischen Unternehmen 8 Prozent. Gegenwärtig scheint das Gewinnwachstum nach der Veröffentlichung aller Unternehmensergebnisse bei 12 Prozent zu liegen, was zeigt, dass viele Unternehmen die Konsensschätzungen übertroffen haben und positiv überraschten. Auf den zweiten Blick fällt jedoch der oftmals, aufgrund der konjunkturellen Unsicherheiten, gar nicht oder nur vage formulierte Ausblick für das Gesamtjahr 2003 negativ auf. Ebenso führt die genauere Analyse der Geschäftsberichte vor Augen, dass die Gewinnsteigerung in einem beträchtlichen Ausmaß durch Kosteneinsparungen und nicht durch Umsatzwachstem erzielt wurde. So zeigten zuletzt die Ergebnisse von Cisco oder Wal-Mart eine sehr gute Kosteneffizienz. Die erfolgreichen Restrukturierungen und Kosteneinsparungen zeigen jedoch auch, dass viele Unternehmen ihre „Hausaufgaben“ gut erledigt haben und für einen später eintretenden Konjunkturaufschwung gut gerüstet und positioniert sind. Einige stark exportorientierte Werte profitierten auch vom schwächeren US-Dollar, zum Beispiel Gillette.
Die Schätzungen für das Gewinnwachstum der Unternehmen im S&P 500 liegen für das zweite Quartal unter jenen des Vorquartals und betragen 6,2 Prozent. Im dritten Quartal liegt der Konsensus bei einem Gewinnwachstum von 12,6 Prozent und im vierten bei 21,3 Prozent. Vor allem die gegenwärtige Konsenserwartung für das Schlussquartal scheint unserer Ansicht nach aktuell ein wenig überhöht zu sein und könnte im weiteren Jahresverlauf noch zurückgenommen werden.
Die bisherige Entwicklung seit den Tiefständen im März weist aus, dass jene Indizes die stärkste Performance aufwiesen, welche in den Monaten zuvor die heftigsten Verluste hinnehmen mussten. So legte der DAX bis zum vorübergehenden Hoch am 6. Mai um 39,22 Prozent zu. Auch der Euro Stoxx 50 und die Nasdaq erholten sich in den letzten Wochen am stärksten. Die Nasdaq ist auch jener Börsenplatz, welcher seit Jahresbeginn die höchsten Zuwachsraten unter den wichtigsten Märkten erzielen konnte.
An der Nachhaltigkeit der Erholung darf jedoch ein wenig gezweifelt werden. Vor der aktuellen Aufwärtsbewegung erzielten die Börsen im Bärenmarkt seit März 2000 schon drei Mal eine deutliche Aufwärtsbewegung von über 20 Prozent, der erhoffte nachhaltige Aufschwung ist aber ausgeblieben. Vor allem zeigten die in den letzten Wochen veröffentlichten Konjunkturdaten in Europa und in den USA wieder eine leichte Eintrübung des wirtschaftlichen Umfeldes. Das Wirtschaftswachstum der USA lag im ersten Quartal im Jahresvergleich bei 1,6 Prozent. Die Ausrüstungsinvestitionen der Unternehmen befinden sich auf beiden Seiten des Atlantiks auf einem sehr geringen Niveau.
Fazit:
Die früher als allgemein erwartet eingetretene Deeskalation im Mittleren Osten im Zusammenhang mit einer positiven Berichtssaison sorgte auf den internationalen Aktienmärkten für eine beträchtliche Erholung. Ob dies jedoch der lang ersehnte Turnaround ist, wird nicht nur von Fed-Chairman Alan Greenspan bezweifelt. Der „Kampf gegen den Terrorismus“, die Spannungen zwischen den USA und Nordkorea wie auch mit dem Iran können jederzeit wieder für negative externe Einflüsse sorgen. Auch die Auswirkungen der Viruserkrankung SARS können noch kaum quantifiziert werden. Vor allem aber enttäuschten zuletzt einige Konjunkturdaten. Sollte es jedoch im weiteren Jahresverlauf zu einer wirtschaftlichen Erholung kommen, beweisen die zuletzt vorgelegten Ergebnisse, dass die Unternehmen für einen Aufschwung gut gerüstet sind. Vorerst bleiben wir jedoch in unserer Asset Allocation bei einer neutralen Gewichtung der einzelnen Assetklassen.
Rückfragen: Bank Austria Creditanstalt Asset Management
Monika Rosen, Tel. +43 (01) 33 147 DW 5403; E-Mail: monika.rosen@amg.co.at