Der jüngste Bank Austria Future Talk beschäftigte sich mit Wetterphänomenen und Naturkatastrophen. Denn sie setzen eine Gesellschaft unter Stress, nicht nur sozial, gesundheitlich sowie ökologisch, sondern auch wirtschaftlich.
Der Talk vom 19.01.2022 in voller Länge.
Sprecher:
- Thomas Hlatky, Spezialist für Naturkatastrophenversicherung bei der Grazer Wechselseitigen Versicherung
- Kerstin Krellenberg, Professorin am Institut für Geographie & Regionalforschung, Universität Wien
- Heinz Stiefelmeyer, Abteilungsleiter Hochwasserrisikomanagement BMLRT
- Robert Zadrazil, Vorstandsvorsitzender der UniCredit Bank Austria
Moderator:
- Andreas Jäger, Fernsehmoderator & Buchautor

Massive Schäden 2021.
Thomas Hlatky, Spezialist für Naturkatastrophenversicherung bei der Grazer Wechselseitigen Versicherung, berichtete davon, dass das vergangene Jahr schlimmer verlaufen sei als andere zuvor. Er verwies unter anderem auf den Tornado an der tschechisch-niederösterreichischen Grenze, der so viel Gewalt besessen hat, dass bis heute selbst die massiven Schäden noch nicht alle behoben werden konnten. Und Ende Juli hat ein Wolkenturm eine Gemeinde nördlich von Graz überrascht: 12-13 km hoch und ortsfest, brachte er unglaubliche 160 Liter Niederschlag innerhalb von wenigen Stunden. „In der Hochwasserversicherung machen Flusshochwasser 50% der Schäden aus; die andere Hälfte kommt mittlerweile von oben“, so Hlatky.
Herausforderung für Versicherer.
Der Experte diagnostizierte auch einen völligen „Verlust der kollektiven Siedlungsintelligenz“, wenn man auf Gewerbegebiete schaut, die in den letzten 50 Jahren an Orten entstanden sind, wo jahrhundertelang niemand gebaut hat. „Sturm- und Hochwasserversicherungen werden wir uns nicht mehr gut leisten können“, prognostizierte Hlatky.
Die heutige Zusammenarbeit mit Banken bezeichnete Hlatky als perfekt, wenn es um die Feuerversicherung und den Kredit für den Hausbau ginge. Diese gemeinsame Risikoeinschätzung für Versicherer und Kreditgeber werde auch beim Hochwasserschutz kommen.


GoGreen.
Tätiger Klimaschutz und ein ökologisch nachhaltiges Handeln, da waren sich Thomas Hlatky und Gastgeber Robert Zadrazil, CEO der Bank Austria einig, sind in der Unternehmensführung ihrer Häuser definitiv angekommen. „Nicht nur, weil es die Aufsicht [über die Banken und Versicherer] verlangt, sondern sich auch die Refinanzierung auf diese Weise vergünstigt“, erklärte Zadrazil. Dabei gehe es nicht nur um Kredite, die die Bank Austria für bauliche Maßnahmen vergibt, mit denen die Energieeffizienz eines Gebäudes erhöht wird. Auch Angebot und Nachfrage nach „ethischen“ Investments sind klar im Steigen, vermeldete Zadrazil und verwies darauf, dass für jeden Euro am „GoGreen Konto“ die Bank Austria nachhaltige Projekte in gleicher Höhe finanziert. Aktuell liegt diese Summe bei rund 250 Millionen Euro.


Quantensprung.
Die Bank Austria Future Talks entstehen in Zusammenarbeit mit ORF III und dessen Wissenschaftsmagazin „Quantensprung“. Unter der Moderation von Andreas Jäger stellt diese Veranstaltungsreihe aktuelle Fragestellungen und Zukunftsthemen im Bereich Wissenschaft, Technologie und Innovation ins Zentrum. Damit möchte sich die Bank Austria auch stärker für Initiativen und Themen engagieren, die zur Absicherung des Wirtschaftsstandortes Österreich beitragen.

Seestadt - Schwammstadt.
2002 wurde das Kamptal, 2013 die Wachau überschwemmt. Kerstin Krellenberg, Professorin am Institut für Geographie und Regionalforschung an der Universität Wien, erklärte Starkregenereignisse und ihre besonders verheerende Wirkung in den Städten. Hohe Versiegelungs-Grade, somit oberflächlich kein Abfluss, unterirdisch auch nicht, sobald der Kanal voll ist - wo soll das Wasser hin? Eine Antwort liegt für Krellenberg in dem Konzept der Schwamm-Stadt, wie sie in der Seestadt in Wien-Aspern umgesetzt werden soll.


Heimischer Anteil am Problem.
„Wir betonieren jedes Jahr eine Fläche zu, die entspricht der Stadt Eisenstadt“, brachte Heinz Stiefelmeyer den heimischen Anteil an dem Problem auf den Punkt. Der Leiter Hochwasser-Risikomanagement im Landwirtschaftsministerium (BMLRT) sieht die Aufgabe darin, einen Maßnahmenmix anzugehen: Dazu gehören die Raumplanung, die Systeme zur Vorwarnung und die Einbindung der Bevölkerung. „Wir leben in einer Nullrisikogesellschaft, müssen aber wissen, dass wir solche schlimmen Ereignisse immer erleben werden“, so Stiefelmeyer. Auch hinter den Dämmen, wo derzeit viel „baulich verdichtet“ wird, gebe es ein Restrisiko.
